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BVG-Chefin Nikutta und Bundestagspräsident Lammert fahren zusammen in der U-Bahn.

© Bernd Matthies

Kunst in Berliner U-Bahnen: BVG lässt Ausstellung auf Bundestags-Linie pendeln

Zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor pendelt die historische U-Bahn. Statt Werbung sind nun einschlägige Fotos zu sehen.

Es sieht jetzt fast so aus, als hätte Willy Brandt an der U-Bahn herumgemäkelt. „Nichts kommt von selbst“, lautet sein bekannter Satz, „und nur wenig ist von Dauer“. Brandt hat das allerdings mal global und politisch gemeint; dass es jetzt auf einem historischen Triebwagen der U-Bahn steht, ist eher BVG-typische Selbstironie. Aber es steht da auch nicht zufällig, denn dies ist ein Zug des Typs „Dora“, Baujahr ab 1956, der aus der Rente geholt wurde, um auf der Kurzstrecke U55 zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor zu pendeln – das schafft der rüstige Rentner gerade noch.

U-Bahn wird zum Ausstellungsort

Die Gedankenverbindung bis zur kleinen Feier am gestrigen Donnerstag muss wohl so gelaufen sein: Dora mit D wie Demokratie, Bahnhof Bundestag, Touristen, politische Bildung. Und so kam es, dass die alten Züge nicht nur für zwei Millionen Euro weitgehend originalgetreu restauriert wurden bis hin zum grünen Kunstleder auf den Sitzen, und dass sie auf den aktuellen Sicherheitsstandard gebracht wurden. Einer von ihnen ist nun zudem eine fahrende Ausstellung zur Geschichte der Demokratie in Deutschland.

Nichts Spektakuläres: Dort, wo im Zug früher mal Werbung stand, sind nun einschlägige Fotos eingerückt worden, 20 Stück von der Novemberrevolution bis zur Leichtathletik-WM 2009. Mauerspechte, Christo und die Reichstagsverhüllung, die erste Bundestagssitzung in Berlin, auch eine kaum noch präsente Szene mit Michael Douglas und Melanie Griffith, die einen Gingko für das „Parlament der Bäume“ einpflanzen.

Lammert würdigt das rollende Demokratie-Museum

Immerhin Bedeutung genug für Bundestagspräsident Norbert Lammert, der pünktlich zu Fuß aus seinem Büro eintraf, um das rollende Demokratie-Museum zusammen mit BVG-Chefin Sigrid Nikutta zu würdigen. Dann flachsten beide ein wenig darüber, wie lange dieser Zug denn nun hier fahren werde. Bis Ende 2020, sagte Nikutta, dann werde die neue Strecke bis Alexanderplatz eröffnet. Lammert antwortete beruhigt, „na, auf jeden Fall früher als der Flughafen.“

Nun kann jeder mitfahren und Bilder gucken, zweieinhalb Minuten. Eine Fahrt, die sich lohnt. Ist ja für die Demokratie.

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