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© Kitty Kleist-Heinrich

Kunst: Wenn das Foyer zur Galerie wird

Sie geben dem Nachwuchs eine Chance oder schmücken sich mit prominenten Namen: Immer mehr Berliner Hotels präsentieren Kunst in ihren Räumen.

„1 Doppelbett. Helle Holzmöbel, Einrichtung in Blau-, Grau- und Beigetönen. Moderne Kunst von Markus Lüpertz. LCD-Fernseher. Espresso-Maschine mit Tassenwärmer und frisch gemahlenem Kaffee ...“ So lautet die Beschreibung eines Internet-Reiseanbieters, der die Zimmer im Swissôtel Berlin anpreist. Der Name eines bekannten deutschen Künstlers wie selbstverständlich zwischen Einrichtungsgegenständen – aber: warum eigentlich nicht? Die Kette wirbt mit ihren Kunstwerken. Kunst ist ein Statussymbol und passt daher sehr gut in Luxushotels. Neben Lüpertz zieren Originalwerke von Penck, Immendorff und Baselitz die Räume des Fünf-Sterne-Hauses am Kurfürstendamm. In der Lobby stellen regelmäßig Künstler aus – das Foyer avanciert zur Galerie.

Das gibt es nicht nur im Swissôtel. Eine große Zahl an Berliner Hotels setzt auf Kunst. Etwa die Art’otels. Die Häuser der Kette stehen jeweils unter dem Motto eines Künstlers, dessen Werke im Hotel zu finden sind. Wer zum Beispiel im Art’otel an der Lietzenburger Straße eincheckt, den umgeben zum größten Teil Originalwerke von Andy Warhol. Die Kosten für das Ambiente sind hoch, deshalb wird an anderer Stelle gespart. „Der relativ geringe Zimmerpreis kann angeboten werden, weil auf überflüssige Dienstleistung verzichtet wird, etwa Zimmerservice und große eigene Gastronomiebetriebe“, heißt es in der Firmenphilosophie. Um ihrer Klientel gerecht zu werden, bekamen die Art’otel-Mitarbeiter jüngst eine „Kunst-Schulung“ von der Kunstvermittlungs-Agentur GoArt Berlin. Künftig sollen sie Führungen durch das Hotel anbieten. GoArt-Mitarbeiter Stefano Gualdi kann sich vorstellen, warum Kunst für die Hotels so wichtig ist: „Mit der Kunst wollen sich die Hotels von ihren Mitbewerbern abheben und zeigen: Wir verfolgen Trends und den Zeitgeist.“

Das Marriott am Potsdamer Platz führte vor zwei Jahren eine Kunstgalerie ein. „Wir wollen jungen Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Kunst auszustellen und zu verkaufen“, sagt Michael Romanow vom Marriot-Hotel. Alle zwei Monate stellt ein anderer Künstler seine Werke aus. Der einst stiefmütterlich behandelte Hintereingang des Hotels heißt seitdem „Wandelbar-Galerie“. Vorraussetzung ist, dass die Künstler einen Bezug zu Berlin haben. Angebote hat Michael Romanow genug: „Zu Anfang war es schwer, jemanden zu finden. Jetzt kann ich mich vor Anfragen kaum retten.“ Künstler Jörg Arnold etwa kreierte eigens eine Berlin-Serie, um im Marriott ausstellen zu können. Dass die Bilder nicht an exponierter Stelle hängen, akzeptiert auch der Maler Zoppe Voskuhl, er sieht das Kunstengagement des Hotels aber positiv. „Ich habe zumindest mit einer Resonanz der Öffentlichkeit gerechnet.“ Die hat Voskuhl bekommen. Visitenkarten wurden mitgenommen, daraus entstanden dann wieder Kontakte.

Der Kunstansatz im Grand Hyatt am Potsdamer Platz unterscheidet sich von den meisten Hotels. Das Hotel hat von Beginn an auf außergewöhnliche Kunst gesetzt. Die Bilder, Fotografien und Skulpturen umspannen einen Bogen über das gesamte 20. Jahrhundert. Zuletzt kaufte das Hotel Skulpturen des koreanischen Künstlers Jaehyo Lee und stattete die Hotelflure mit schwarz-weißen Berlin-Motiven des niederländischen Fotografen Erik-Jan Ouwerkerk aus. Einige Bilder polarisieren, zum Beispiel das überdimensionale Werk von Künstler Otto Zitko. Es befindet sich auf der Konferenzetage und wird schon mal mit „Kindermalerei“ verglichen. Doch gerade dadurch erfüllt es laut Hyatt-Mitarbeiterin Ina TenDoornkaat seinen Sinn: „Die Tagungs- und Konferenzgäste pausieren oft auf der Etage. Nicht selten wird dabei über dieses Bild gesprochen, die Gäste können sich entspannen und reden gleichzeitig über die Extravaganz und Moderne dieses Hauses.“ Silke Siebs

Silke Siebs

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