zum Hauptinhalt
Kunsthaar und Kochbananen. Monsieur Ebeny vor seinem Shop in der Kameruner Straße 6 in Wedding.

© Axel Völcker

Berlin: Kunsthaar und Kochbananen

Monsieur Ebeny hat Besuch. Ein Freund, der gerade ein paar Urlaubstage in Berlin verbringt, hat auf einem der gepolsterten Stühle neben der Ladentheke Platz genommen.

Monsieur Ebeny hat Besuch. Ein Freund, der gerade ein paar Urlaubstage in Berlin verbringt, hat auf einem der gepolsterten Stühle neben der Ladentheke Platz genommen. Er sei extra für ein nigerianisches Guinness-Bier gekommen, sagt der Mann, denn das bekomme er nicht in Zürich, wo er derzeit wohnt und arbeitet.

Monsieur Ebeny verkauft nigerianisches Bier genauso wie Kochbananen, Katfisch, Haarglättungsmittel, Kunsthaar, Bodylotion, Telefonkarten, Holzfiguren, Schmuck und Hemden. Sechs Tage pro Woche steht der gebürtige Kameruner in seinem Gemischtwarenladen in der Kameruner Straße. Diese Straße, obwohl etwas abgelegen am oberen Ende der Weddinger Müllerstraße, musste es sein: In der Nachbarschaft wohnen viele Menschen der afrikanischen Community, die bei ihm einkaufen.

Sorgfältig einsortiert sind die bunt etikettierten Büchsen, Dosen, Tüten und Gläser in die roten Wandregale. In der Raummitte stehen ein paar Gemüsekisten mit Yamswurzeln, daneben eine Gefriertruhe, durch deren Schiebetür gefrorene Fische glotzen. Am Garderobenständer gleich neben der Eingangstür hängen ein paar bunt gemusterte Hemden und eine schwarze Lederjacke, die Monsieur Ebeny jetzt bei der kalten Novemberluft draußen trägt.

„In afrikanischen Läden findest du fast alles unter einem Dach“, sagt der 52-Jährige. Er zeigt noch das Frisierzimmer mit Fernsehapparat und türkisgrünem Sofa im hinteren Ladenbereich, in dem die Schwägerin auf Anfrage Haare flicht, und die zwei Telefonkabinen. Auf der Ladentheke steht ein Topf mit einem kamerunischen Pansengericht, sein Mittagessen.

Der Inhaber ist stolz auf seinen Laden, auch wenn es mitunter wirtschaftlich schlechte Zeiten zu überstehen gilt und die Tage zwischen Kunsthaar und Kochbananen manchmal etwas lang werden. „Zum Glück kommt immer jemand zum Quatschen vorbei“, sagt Monsieur Ebeny mit weichem französischen Akzent. So seien afrikanische Geschäfte gleichzeitig soziale Treffpunkte, in denen die Leute zusammensitzen und etwas trinken. Der Freund mit dem nigerianischen Guinness nickt. „Das ist Teil unserer Kultur“, sagt er: „Hast du nichts anzuziehen, bekommst du ein Hemd, hast du nichts zu essen, bekommst du ein Stück Fleisch. Und hast du nichts zu trinken, bekommst du ein Bier.“

Monsieur Ebeny, Kameruner Straße 6, Wedding

Mo.-Sa. 10-20 Uhr

Zur Startseite