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Berlin: Kuppel ohne Kino – das Imax schließt

Heute laufen letzte 3-D-Filme. Es gibt noch Karten

Das ältere Pärchen an der Kasse im Eingangsbereich hat die Verkäuferin in ein Gespräch verwickelt: „Schade“ sei es, dass an diesem Wochenende die letzten Filme über die riesige Leinwand flimmerten. Auch oben im Foyer, auf der Höhe der blasstürkisen Kuppel, die markant aus den Potsdamer-Platz-Arkaden herausragt, sind Szenen des Abschieds zu sehen. Es sei „furchtbar“, dass das Kino zumachen müsse, beteuert ein Gast den beiden Kartenabreißern am Eingang zum Kinosaal. Drinnen soll ein Trailer Appetit auf einen Film über den Kilimandscharo machen. „Coming soon“ steht auf der Leinwand geschrieben. Aber nicht mehr in diesem Saal.

Nach fast acht Jahren schließt das Discovery Channel Imax am heutigen Sonntag. Um 22 Uhr läuft der letzte Film auf der 1000-Quadratmeterleinwand. Zuvor um 21 Uhr wird der letzte 3-D-Film gezeigt. Wie immer mit den hässlichen Plastikbrillen, die den plastischen Effekt erst möglich machen. „Man hat den Eindruck, mittendrin zu sein“, sagt Gast Günter Helm. Er schaut gerade auf die Galapagos-Inseln in drei Dimensionen. Da reicht in einer Szene ein Seil, das auf die Kamera zuschwingt – und schon geht ein Zucken durch die Zuschauerreihen. Die Berliner, aber auch viele Touristen, kamen schon in der vergangenen Woche zahlreich. „Viele wollen noch ihre Gutscheine loswerden“, hat Xenia Thiem beobachtet, die Getränke und Süßigkeiten verkauft. Sie und die anderen 45 Mitarbeiter haben bis heute also viel zu tun, bevor sie danach ohne Arbeitsplatz dastehen. „Das tut mir besonders leid“, sagt Geschäftsführer Dieter Buchwald.

Der Mann fühlt sich ungerecht behandelt. Jahrelang musste das Kino sieben Prozent der Einnahmen an das kanadische Mutterunternehmen abführen, „ohne eine Gegenleistung zu erhalten“, sagt Buchwald. Bis er erfuhr, dass das andere Berliner 3-D-Kino, das Cinestar Imax im nahe gelegenen Sony Center, nur 3,5 Prozent abführen müsse. Da reichte es ihm: Seit 2002 zahlte sein Haus gar nichts mehr und zog vor Gericht. Als das Gericht dem Mutterunternehmen Recht gab, konnte das Berliner Imax die inzwischen angehäufte Summe nicht mehr zahlen. Und beantragte Insolvenz. Jetzt wird ausgezogen. Nach Sonntag geht die harte Arbeit los. „In 15 Tagen sind wir hier raus“, sagt der Geschäftsführer. Eine Firma wird verwerten, was noch zu gebrauchen ist. Die speziellen Projektoren spielen Filmrollen ab, die zehnmal größer sind als im normalen Kino. Sie sind nur geleast und gehen zurück an den Mutterkonzern Imax Corporation. Die Riesenleinwand dagegen wird nutzlos, sobald sie abmontiert wird. 1998 hatte das Kino aufgemacht, sieben Millionen Besucher kamen seitdem. Buchwald findet es schade, dass ein Gebäude in dieser zentralen Lage aufgegeben wird. Von der soll bald die „Blue Man Group“ profitieren. Die tritt ab Februar unter der Kuppel auf. Den Zuschlag für die weitere Nutzung erhielt nämlich die Stage Holding Group, zu der die Show gehört. Heute ist die letzte Chance, noch mal auf Safari zu gehen, die Galapagos-Inseln zu besuchen oder unter Wasser zu tauchen. Von 10 bis 22 Uhr bringen die Filme die Zuschauer in andere Welten.

Es gibt noch Karten für alle Vorstellungen. Reservierung unter 01805-46 29 22 55.

Matthias Jekosch

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