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Das muss kesseln. Aber anders als im Comicfilm "Werner" ärgern sich Anwohner in Berlin ganz schön.

© imago

Lärmbelastung in Berlin: Bürger in Pankow wehren sich gegen Krach der Güterzüge

In Berlin ist es an vielen Stellen zu laut. Dagegen will der Senat nun vorgehen. Wir sprachen mit einer Bürgerinitiative in Berlin-Pankow, die sich gegen den Krach der vielen Güterzüge einsetzt. Dort scheppert's ganze 73 Mal am Tag.

Viele Berliner klagen über Lärm. Eine der zahlreichen Initiativen, die sich für mehr Schutz vor dem Verkehrslärm einsetzen, ist die „Bürgerinitiative Berlin Nord/Ost – Gesund leben an der Schiene“ in Pankow. Mit ihrem Vorsitzenden Dietrich Peters haben wir gesprochen.

Herr Peters, was erwarten Sie vom neuen Lärmaktionsplan des Senats?

Leider gar nichts bezogen auf unseren Bahnlärm. Konkrete Hilfen wird es für uns nicht geben. Auch mit dem Plan wird der Lärm bei uns nicht abnehmen.

Was macht Sie so pessimistisch?

Wir setzen uns seit vier Jahren für mehr Schutz vor Lärm ein. Alles, was wir erreicht haben, ist das vage Versprechen, dass es frühestens in 15 Jahren vielleicht ein Planfeststellungsverfahren für eine Lärmsanierung entlang der Bahnstrecke geben soll.

Eine Ausnahme gibt es: Die Bahn will das Karower Kreuz umbauen, weshalb Lärmschutz dann vorgeschrieben ist.

Ja, hier gibt es auch sehr konstruktive Gespräche. Die Bahn hat uns erst vor kurzem den aktuellen Planungsstand mitgeteilt. Leider ist es so, dass die Vorschriften klar festlegen, was möglich sein darf: der Einbau von Schallschutzfenstern, der Bau von Lärmschutzwänden oder das so genannte besondere Überwachen des Gleises. Moderne Lösungen, die sogar billiger sein können, sind in Deutschland leider noch nicht zugelassen, was sogar die Bahn bedauert.

Welcher Lärm nervt besonders?

Das sind die Kesselwagenzüge, die vor allem nachts von und zur Raffinerie in Schwedt fahren. Durchschnittlich erleben wir 73 Güterzüge in 24 Stunden, davon rumpeln nachts etwa 35 Züge vorbei – meist mit alten und lauten Wagen.

Was hat die Initiative denn schon konkret unternommen?

Wir haben uns ein Lärmmessgerät angeschafft und selbst gemessen. Angeblich sollen wir dabei einen Fehler gemacht haben, so dass wir die Aktion nun wiederholen. Bei den ersten Messungen hatten wir einen Lärmpegel bis zu 95 Dezibel im Abstand von 30 Metern vom Gleis ermittelt – das ist etwa so laut wie ein Dieselmotor in zehn Meter Entfernung.

Erwägen Sie eine Klage?

Man kann die Bahn nicht zwingen, an bestehenden Anlagen Lärmschutz zu installieren. Das haben jetzt Anwohner in Lichterfelde Süd erfahren müssen, die mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht gescheitert sind. Hier muss die Politik handeln. Es geht um unseren Gesundheitsschutz.

Es gibt Stimmen, die sagen: Wer an Bahnstrecken wohnt, müsse mit Lärm rechnen.

Stimmt. Die meisten Häuser hier stehen aber schon seit Generationen. Wir wohnen im Geburtshaus meiner Frau. Der Lärm hat vor allem in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Und der Verkehr auf der Schiene soll auch vor unseren Häusern weiter wachsen.

Sie werden weniger beachtet als die Flugroutengegner. Fühlen Sie sich benachteiligt?

Nein. Es geht ja um das gleiche Thema. Wir gehen gemeinsam gegen den Lärm vor – egal, wer ihn verursacht.

Dietrich Peters ist Vorsitzender der „Bürgerinitiative Berlin Nord/Ost“. Sie setzt sich für Lärmschutz entlang der Stettiner Bahn durch Pankow, Blankenburg, Karow und Buch ein. Die Bürgerinitiative im Netz finden Sie unter diesem Link.

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