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Proteste. Die Anwohner ziehen inzwischen jede Woche auf die Straße. Foto: dpa

© dapd

Berlin: Lärmbetroffene verlangen Baustopp in Schönefeld

350 Teilnehmer bei erstem Treffen von Bürgerinitiativen. Runder Tisch soll Proteste koordinieren. 100 000 Anwohner in Flugschneise

Die Proteste gegen den befürchteten Fluglärm des künftigen Großflughafens in Schönefeld sollen in den nächsten Wochen noch erheblich verstärkt werden. Zu diesem Zweck sollen an einem Runder Tisch mindestens alle sechs Wochen die gemeinsamen Positionen möglichst vieler Initiativen gesammelt werden. Dies ist das Ergebnis eines Treffens am späten Freitagabend von Vertretern zahlreicher Bürgerinitiativen aus den südlichen Berliner Stadtteilen und dem angrenzenden Umland in der großen Markthalle des Schlosses Diedersdorf.

Mit großer Zustimmung wurde von den etwa 350 Teilnehmern die Aufforderung des Bürgermeisters von Großbeeren, Carl Ahlgrimm, begrüßt, den Widerstand gegen den Fluglärm nicht zu zersplittern. „Nur durch ein gemeinsames Vorgehen können wir die Auswirkungen des Großflughafens für die Anwohner so gering wie möglich halten“, sagte Ahlgrimm. Er steht der Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden vor. „Wir müssen zusammen stehen, unabhängig vom jeweiligen Wohnort“, so Ahlgrimm. Daher werde keine einseitige Bevorzugung von bestimmten Flugrouten verlangt.

Die Einladung zum Treffen ging vom Bürgerverein Berlin-Brandenburg (BVBB) aus. Er hatte in den vergangenen Jahren vor allem von Blankenfelde-Mahlow aus gegen den Bau eines Airports in Schönefeld gekämpft und sich zuletzt auf die Einhaltung des Nachtflugverbots konzentriert. Seit der Veröffentlichung möglicher Ab- und Landerouten durch die Deutsche Flugsicherung Anfang September gründeten sich rund 30 neue Bürgerinitiativen, um einen Überflug in geringer Höhe über die jeweiligen Brandenburger Orte und Berlin zu verhindern.

Nach Angaben des BVBB hat sich die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen um 100 000 Einwohner nahezu verdoppelt. „Uns bleibt als Alternative nur die Forderung, sofort den Bau des Großflughafens in Schönefeld einzustellen“, sagte der Ehrenvorsitzende der Bürgervereinigung, Ferdi Breidbach, unter starkem Beifall. „Wir müssen zurück zu den Wurzeln der Standortfrage, nämlich zum Bau eines Flughafens in Sperenberg.“ Dort könne dann ein einzigartiges Investitionsprogramm in Gang gesetzt werden.

Breidbach warnte davor, der Deutschen Flugsicherung in der jetzigen Situation die alleinige Schuld zu geben. „Diese Behörde handelt bei der Festlegung der Flugrouten lediglich nach sachlichen Grundsätzen. Schuld haben allein die Politiker, die den völlig falschen Standort Schönefeld durchgesetzt haben“. Wenn die jetzt so stark diskutierten Flugrouten schon in den neunziger Jahren im Westen Berlins bekannt gewesen wären, hätte es nie einen Flughafen in Schönefeld gegeben. Die Menschen seien getäuscht und so vom Protest abgehalten worden.

Einige Bürgerinitiativen vor allem aus Lichtenrade und Wannsee zeigten sich von der Forderung nach einem sofortigen Baustopp in Schönefeld doch recht irritiert. Bisher seien sie auf die Straße gegangen, um andere Flugrouten durchzusetzen, hieß es von mehreren Teilnehmern aus dem Süden und dem Südwesten Berlins. Sie hielten sich mit einer Zustimmung zum sofortigen Aus für Schönefeld zurück. Auch Rainer Block, Gemeindevertreter aus Schönefeld, sprach von einem „utopischen Vorschlag“, der nicht die Initiative stärke. Michael Fürst von der Initiative aus Zeuthen, wo vor einigen Tagen mehr als 1000 Menschen zu einer Informations-Veranstaltung über den zu erwartenden Fluglärm gekommen waren, sah dagegen keine Alternative zum Baustopp. „Sonst geht der Kelch der Belastungen an niemandem vorbei“, sagte er. Claus-Dieter Steyer

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