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Landeseigene Vivantes-Kliniken: In Berlin droht ein Ärztestreik

Die Vivantes-Ärzte fordern mehr Lohn - doch die Klinikkette ist klamm. Nun will der Marburger Bund das Ergebnis einer Urabstimmung bekanntgeben.

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Tausende Patienten werden warten müssen, OP-Säle und Behandlungszimmer geschlossen werden – sofern sich Vorstand und Ärzte der Vivantes-Kliniken nicht noch einigen. Bis Sonntag hatte der Marburger Bund (MB) seine 800 Mitglieder unter den 1700 Vivantes-Ärzten über Streik abstimmen lassen. An diesem Montag wird mit einem Ergebnis gerechnet.

In der Ärztegewerkschaft geht man davon aus, dass 90 Prozent der Mitglieder einen Arbeitskampf unterstützen. Laut Satzung reichen 75 Prozent. Sollte die Geschäftsführung der landeseigenen Klinikkette kein neues Angebot vorlegen, hat das enorme Folgen: Jeder dritte Berliner Krankenhauspatient wird in einer der neun Vivantes-Kliniken behandelt.

Mehr Geld für mehr Erfahrung?

Hintergrund des drohenden Streiks ist neben der Sparpolitik von Krankenkassen und Senat die komplizierte Tarifarithmetik. Wegen der unter Ärzten üblichen Hierarchien und der Sondersituation in den Landesunternehmen ist die Tarifrunde bei Vivantes selbst für Profis eine Herausforderung. Im Kern geht es dem MB um mehr Geld für mehr Erfahrung.

Die Ärzte haben schon mit einem eintägigen Warnstreik mehrere Vivantes-Häuser lahmgelegt. Hier am 30. April dieses Jahres das Humboldt-Klinikum in Reinickendorf.
Die Ärzte haben schon mit einem eintägigen Warnstreik mehrere Vivantes-Häuser lahmgelegt. Hier am 30. April dieses Jahres das Humboldt-Klinikum in Reinickendorf.

© dpa

Bislang erhält ein Vivantes-Assistenzarzt anfangs 3900 Euro brutto im Monat. Das ist weniger als in anderen Kliniken und wurde lange mit der Finanznot der Stadt begründet. Die Vivantes-Führung hat deshalb 5,2 Prozent mehr Lohn geboten. Doch der MB will vor allem, dass die Gehälter mit der Betriebszugehörigkeit steigen. Vivantes aber möchte, dass für Assistenzärzte nach fünf Jahren und maximal 5200 Euro Schluss ist. Der MB fordert eine Zusatzstufe und 5400 Euro.

Vivantes zahlt Ärzten bislang weniger als die Charité

Ähnliches gilt für die Fachärzte: Derzeit ist nach zehn Jahren und maximal 6400 Euro Schluss. Vivantes bietet nach zehn Jahren 6700 Euro – aber keine weitere Stufe. Der MB aber will eine Zusatzstufe: Nach 13 Jahren Betriebszugehörigkeit gäbe es dann 7000 Euro. Vivantes zahlt bislang weniger als etwa die Charité. In mehreren Krankenhäusern gibt es außerdem die geforderten Zusatzstufen. Die Vivantes-Ärzte hätten wegen der einst knappen Kassen in Berlin lange genug auf Geld verzichtet, sagt Reiner Felsberg vom MB.

Vivantes hat allerdings auch 2013 nur mit einer schwarzen Null abgeschlossen. Er könne kein Geld verteilen, das nicht da sei, sagt Vivantes-Personalchef Christian Friese. Intern heißt es außerdem, Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) habe deutlich gemacht, dass die Vivantes-Führung sparen müsse und den aktuellen Forderungen des MB nicht nachgeben könne. Schon vor Jahren hatte sich Nußbaum, der als Eigentümervertreter im Vivantes-Aufsichtsrat sitzt, zur Ärztegewerkschaft geäußert: „Wir werden nicht jede Forderung mitmachen.“ Unabhängig vom Senat, werden auch die Krankenkassen ihre landesweiten Honorare, von denen die Kliniken hauptsächlich leben, nicht erhöhen. Kürzlich hatte schon die Gewerkschaft Verdi bundesweit durchgesetzt, dass alle Beschäftigten in kommunalen Unternehmen mindestens 90 Euro mehr pro Monat bekommen. Dies gilt auch für die Schwestern, Pfleger und Techniker bei Vivantes.

Altgediente Fachärzte sind der Kern

Intern werfen Vivantes-Manager dem MB vor, er wolle vor allem altgedienten Fachärzten hohe Einkommen sichern. Selbst wenn das zutreffen sollte, muss Vivantes berücksichtigen, dass diese Mediziner nicht nur den Kern der MB-Mitglieder stellen. Sie kennen auch die Abläufe in den Kliniken bestens. Gute Voraussetzungen für einen Streik.

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