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Ausstieg: Kritiker der Gemeinschaftsschule verlassen Beirat

Die Bildungsexperten von CDU und FDP haben sich aus dem Beirat zur Gemeinschaftsschule zurückgezogen. Sie begründeten diesen Schritt mit dem Eindruck, die Entscheidungen seien von der rot-roten Koalition bereits gefällt. Der SPD-Staatssekretär für Bildung Schlemm weist dies zurück.

Aus Protest gegen ihrer Meinung nach unzureichende Einflussmöglichkeiten haben Kritiker der Gemeinschaftsschule den von der Senatsbildungsverwaltung gegründeten Beirat verlassen. Nach drei Sitzungen des Gremiums ergebe sich der Eindruck, dass für die rot-rote Koalition unabhängig von der Debatte bereits alles feststehe, sagte CDU-Bildungsexperte Sascha Steuer. Auch die Vertreter der FDP, des Philologenverbands Berlin-Brandenburg und des Verbands Bildung und Erziehung Berlin stiegen aus dem Beirat aus. Die Bildungsverwaltung wies die Vorwürfe "entschieden zurück".

Es sei nicht richtig, dass 800 Berliner Schulen mit ihren Problemen allein gelassen und ein Dutzend ohnehin leistungsstarke Schulen zusätzlich intensiv unterstützt würden, kritisierte Steuer. Für die Modellphase der Gemeinschaftsschule, bei der Kinder bis zur zehnten und später bis zur zwölften Klasse gemeinsam lernen sollen, werden 22 Millionen Euro bereitgestellt. Dieses Geld sollte eher schwächeren Schulen zugute kommen, verlangte der CDU-Bildungsexperte.

Wenn es für alle Schulen eine so intensive Förderung geben würde, wie sie für die Gemeinschaftsschulen vorgesehen sei, "bräuchten wir keine ideologische Diskussion über Schulstrukturen", sagte FDP-Bildungsexpertin Mieke Senftleben. Ihre Partei lehne das Gemeinschaftsschulmodell nicht grundsätzlich ab. Die Kritik richte sich aber gegen das geplante Einheitsschulsystem, das freie Entscheidungen verhindere.

Aktuelle Probleme werden nicht angegangen

Kritik kommt auch von der Vizechefin des Philologenverbands, Gabriela Kasigkeit. Statt die aktuellen Probleme wie zu große Klassen, fehlende Lehrer und ungenügende Planungssicherheit fürs nächste Schuljahr zu lösen, werde über die Abschaffung der Gymnasien diskutiert. Dass unter den 63 Schulen, die sich für das Pilotprojekt beworben haben, keine Gymnasien seien, zeige die Vorbehalte. Wenn Hauptschüler und Gymnasiasten nebeneinander in einer Klasse sitzen, "wird nichts besser", sagte Kasigkeit mit Blick auf die schlechten PISA-Ergebnisse Berlins. "Enttäuscht" äußerte sich der Chef des Verbandes Bildung und Erziehung, Helge Dietrich. Er habe gehofft, dass die Kritiker der Gemeinschaftsschule im Beirat etwas bewegen könnten. Aber deren Meinungen seien nicht gefragt.

SPD-Staatssekretär Eckart Schlemm bedauerte das Ausscheiden einiger Beiratsmitglieder. Nach seiner Darstellung hat die Verwaltung "alle Hinweise, Kritik und Anmerkungen ernsthaft abgewogen" und in nicht wenigen Fällen Empfehlungen aufgegriffen. Der Senat dürfe seine Verantwortung für die Bildungspolitik jedoch nicht auf einen Beirat abwälzen. Nach seinen Angaben wird es eine Bevorzugung von Gemeinschaftsschulen nicht geben. Die zusätzlichen Mittel würden vorrangig für Umbauten eingesetzt. Außerdem werde die Personalausstattung aller Schulen 2007/2008 unter anderem mit der neuen Vertretungsreserve von drei Prozent "deutlich verbessert". (mit ddp)

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