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Berlin-Kreuzberg: Bäume am Landwehrkanal gefällt

Am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg sind am Vormittag mehrere Bäume gefällt worden. Rund 150 Polizeibeamte sorgten bei der umstrittenen Aktion an Maybach- und Reichpietschufer für Sicherheit.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) hat am Donnerstag bis zum frühen Nachmittag unter massivem Polizeischutz insgesamt 19 Bäume am Landwehrkanal fällen lassen. Das teilte der Naturschutzbund (Nabu) mit. Während die Arbeiten am Morgen begonnen hatten, fanden zunächst weitere Verhandlungen zwischen Vertretern der Naturschutzverbände, dem Amt und der Bürgerinitiative statt. Diese wurden aber abgebrochen, als die Fällaktion bekannt wurde. Ein Sprecher des Nabu warf den Behörden daraufhin vor, nicht ernsthaft an einer Lösung interessiert zu sein. Das WSA handele "unverantwortlich und unverschämt", sagte auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, Manuel Sahib.

Nach Polizeiangaben haben bis zum frühen Nachmittag 150 Beamte die Fällaktionen an der Waterloobrücke, am Maybach- und Reichpietschufer bewacht. Dazu seien etliche Zufahrtsstraßen gesperrt worden. Während der Fällungen seien zwei Beamte beleidigt worden. Zudem verhinderte die Polizei, dass ein Gegner der Aktion auf einen Baum kletterte. Weitere Zwischenfälle gab es einem Polizeisprecher zufolge nicht. Bereits am Mittwoch hatte sich das WSA mit einem Amtshilfegesuch an die Polizei gewandt, fügte er hinzu.

"Kahlschlagpolitik ohne Rücksicht auf Verluste"

Eine Nabu-Sprecherin bezeichnete die Aktion als "Kahlschlagpolitik ohne Rücksicht auf Verluste" und beklagte die "selbstherrliche und unehrliche Haltung des Behördenleiters". Das WSA hätte mit seiner Aktion "keine Rücksicht auf die Interessen der Bürger genommen". Die Naturschützer seien davon ausgegangen, dass sich ein Konsens gefunden hätte, durch den sowohl die Bäume gerettet als auch die Schifffahrt wieder erlaubt worden wäre, sagte die Sprecherin weiter. Nach fünf Verhandlungsrunden ist den Angaben zufolge nur noch um fünf Graupappeln verhandelt worden.

Nach Sahibs Einschätzung war das WSA offensichtlich nie an einem Kompromiss interessiert. "Leider sitzt das WSA am längeren Hebel und kann auch ohne Zustimmung des Bezirkes Bäume fällen lassen", kritisierte der Grüne. Ebenfalls enttäuscht zeigte sich der Vertreter des "Aktionsbündnis Bäume am Landwehrkanal" Arno Paulus. "Wir sitzen am Tisch und hinter unserem Rücken fangen sie an zu sägen, sagte er. Jetzt bräuchte es für die anderen gefährdeten Bäume eine "politische Lösung".

Im Zuge der Sanierungen des Landwehrkanals hatte das WSA angekündigt, 200 Bäume in Ufernähe zu fällen, da diese drohten, ins Wasser zu stürzen. Eine Initiative aus Anwohnern und Naturschutzverbänden protestierte dagegen. In mehreren Verhandlungsrunden mit allen Beteiligten sowie Politikern war eine Einzelprüfung beschlossen worden.

Aus Sicherheitsgründen hatte das WSA am 23. Juni den Kanal für die Schifffahrt gesperrt. Seitdem beklagen die Berliner Reedereien Umsatzeinbußen von bis zu 60.000 Euro am Tag. (mit ddp)


Video: Der Tag am Landwehrkanal

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