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Martin Lindner

© dpa

Berlin-Wahl 2011: FDP setzt auf Hilfe aus dem Bundestag

Bislang waren manche in der Berliner FDP ganz froh, dass der selbstbewusste Martin Lindner sich ganz auf die Bundespolitik konzentrierte. Nun soll der Ex-Fraktionsführer gegen Renate Künast punkten.

Dieser Tage brauchen sie besonders kaltes Blut in der Berliner FDP: Keiner weiß, wie tief die Liberalen in den Umfragen noch sinken werden. Derzeit siechen sie mit vier Prozent dahin – und sind als Landesverband nicht stark genug, um nachhaltig gegen Bundesparteichef Guido Westerwelle zu agitieren. Landes- und Fraktionschef Christoph Meyer hat zwar schon ein paar böse Bemerkungen über die Performance des obersten FDP-Chefs gemacht, doch gewirkt hat das noch nicht. Immerhin gibt es jetzt einen Plan, um die Talente der bekannteren Berliner Liberalen zu nutzen, damit ein Wahlergebnis wie die 7,6 Prozent von 2006 überhaupt denkbar erscheint. Denn die scharfe rhetorische Attacke ist nicht die größte Stärke des 35 Jahre alten FPD-Politikers. Deshalb will Meyer nun gemeinsame Sache mit seinem Vorgänger in der Abgeordnetenhausfraktion, Martin Lindner, machen.

Bislang waren manche in der Berliner FDP ganz froh, dass der selbstbewusste Lindner sich ganz auf die Bundespolitik konzentrierte. Meyer konnte die Berliner Liberalen ein wenig von der harten ordnungspolitischen Linie abbringen. Und er führt kollegialer als Lindner. Meyer kennt sich mit der – allerdings trockenen – Haushalts- und Finanzpolitik bestens aus und lässt Kollegen wie Sebastian Czaja, Volker Thiel oder Sebastian Kluckert ihre Aktionsräume. So wirkt die Berliner FDP nicht mehr wie eine Ein-Mann-Veranstaltung – in Sachen Schule profitiert die Partei vom Ansehen der Bildungspolitikerin Mieke Senftleben. In Berlin müssen sich die Liberalen weniger um Themen und Ideen Gedanken machen als um deren Transport in die Öffentlichkeit.

Lindners Stärke war es immer, die Überzeugungen der FDP auf den Punkt zu bringen – so, dass jeder ihn verstand und mancher auch noch Freude hatte an Lindners mit viel Chili angereicherter Rhetorik. Derart scharf redete der Mann daher, dass Plenardebatten an- und aufregend wurden und ein paar FDP-Ideen sogar bei den Leuten ankamen. Heute ist Lindner in der Bundes-FDP für Technologiepolitik zuständig und kündigt seine Auftritte bei Maybrit Illner oder Anne Will auf der eigenen Internetseite an.

Genau der Richtige also, um die Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast anzugreifen – so jedenfalls sieht es Landeschef Meyer. Künast mag um einiges bekannter sein als Lindner – dafür ist der Liberale erheblich dichter an den Berliner Angelegenheiten dran als die Grüne. Lindner sei geradezu „prädestiniert, um die Bundespolitikerin Künast zu stellen“, sagt Meyer. Bis zum Wahltermin im Herbst 2011 werde Künast noch bundespolitisch mitreden wollen, um ihre Bedeutung zu zeigen, vermutet Meyer. Lindner könne ihr dann entsprechend öffentlichkeitswirksam entgegentreten und die grüne Spitzenkandidatin daran erinnern, dass es in Berlin noch eine FDP gibt, die für Tempo 30 in der ganzen Stadt oder einen Flughafen mit begrenztem Betrieb nichts übrig hat. Die Freunde Lindner’scher Provokationslust werden es genießen.

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