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Berliner CDU: Wer beerbt Ingo Schmitt?

CDU-Landeschef Ingo Schmitt wird bei der nächsten Vorstandswahl Anfang nächsten Jahres wohl nicht mehr antreten. Sechs Kandidaten sind für seine Nachfolge im Gespräch, drei kommen in die engere Wahl.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Es gab Zeiten, da hatte der scheidende CDU-Landeschef Ingo Schmitt alle Hände voll zu tun, um die junge, aufstrebende Parteifreundin aus Münster, die 1990 nach Berlin kam, von Mandaten und Ämtern aller Art so weit wie möglich fern zu halten. Inzwischen steht die Bundestagsabgeordnete Monika Grütters (46), engagierte Kulturpolitikerin und Vorstandssprecherin der „Stiftung Brandenburger Tor“, auf Augenhöhe mit Schmitt. Wenn nicht sogar ein Treppchen höher, denn die liberale CDU-Frau genießt das Wohlwollen der CDU-Parteichefin Angela Merkel, und es ist nicht ausgeschlossen, dass Grütters neue CDU-Landesvorsitzende wird.

In ihrem gemeinsamen Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf haben sich Grütters und Schmitt inzwischen arrangiert. Wäre Friedbert Pflüger nicht 2006 nach Berlin gekommen, wäre die eloquente und umtriebige Christdemokratin wahrscheinlich Spitzenkandidatin der Union für die Abgeordnetenhauswahlen geworden. Ihr Nachteil: Sie ist eher eine Fachpolitikerin und keine Generalistin und geht dem harten politischen Fight gern aus dem Weg. Das macht sie verletzbar, und das wissen ihre Gegner.

Auf der anderen Seite des innerparteilichen Spektrums leuchtet ein schwarzer Stern: Der Steglitz-Zehlendorfer CDU-Kreischef Michael Braun (52). Anders als Grütters, die vom früheren CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky stets gefördert wurde, musste sich der wertkonservative Rechtsanwalt Braun lange Zeit in der innerparteilichen Opposition beweisen und nach oben kämpfen. „Ich kann auch mal grob werden“, sagt er über sich selbst. Ein bekennender West-Berliner, der Rot-Rot unerträglich findet. Geradlinig, verlässlich, aber sehr eigensinnig und mit einem Hang zur Rechthaberei. Auch Parteifreunde haben es manchmal schwer mit Braun, aber dessen Wort hat in der Berliner CDU Gewicht, zumal er einen mitglieder- und wählerstarken Kreisverband anführt. Braun hat das Gerücht, er strebe den Landesvorsitz an, bisher nicht dementiert.

Merkwürdig, dass einer bisher nicht als potenzieller Nachfolger Schmitts genannt wird: Frank Steffel (42), der nach einer völlig missglückten Spitzenkandidatur für die CDU bei den Abgeordnetenhauswahlen 2002 eine Weile ins Abseits geriet. Damals war er zu jung, zu unerfahren und zerfressen von dem Ehrgeiz, den Absturz der Union nach dem Bankenskandal noch im freien Fall zu stoppen. Das musste schief gehen. Eine „Berliner Schnauze“ aus Reinickendorf, einer, über den man sich erst lustig machte. Inzwischen hat Steffel nicht nur das Familienunternehmen konsolidiert, sondern auch sich selbst. Den Reinickendorfer Kreisverband führt er mit harter Hand, die Reinickendorfer Füchse hat er als Vereinspräsident in die 1. Liga gebracht, in der Parlamentsfraktion ist er Vize-Chef. 2009 will Steffel in den Bundestag. Ein Machtmensch mit herber Ausstrahlung, der innerparteiliche Mehrheiten organisieren kann, weil er hervorragend vernetzt ist. Wahrscheinlich das größte Polit-Talent in der Landes-CDU, ein Mann der Wirtschaft mit sozialem Impetus, aber ein wenig reifen muss er wohl noch.

Drei andere Kandidaten in spe haben schon signalisiert, dass sie eher nicht zur Verfügung stehen. Joachim Zeller (56), Baustadtrat in Berlin-Mitte, hatte schon mal das Vergnügen, die Hauptstadt-CDU zu führen. „So etwas macht man nur einmal“, sagt er. Einer der wenigen Berliner CDU-Führungskräfte mit einer Ost-Biographie, die in der Partei bis heute politisch überlebten. Dagegen ist der Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann (56) ein lupenreiner Westler, ein Rechtsanwalt aus dem feinen Zehlendorfer Ortsteil Dahlem. Als es 2001 galt, Diepgen und Landowsky vom Sockel zu stoßen, wurde Wellmann ein trickreicher Aktivist der innerparteilichen Opposition. Inzwischen gilt er als Vermittler zwischen den Fronten in der Union. Seine berufliche Karriere und Unabhängigkeit stellt er aber über das politische Fortkommen.

Bliebe noch Peter Kurth (48), Jurist aus Siegburg, dann Banker und Finanzsenator, seit 2001 Vorstandschef des Großunternehmens Alba. Seit einigen Jahren ist der liberale Christdemokrat ewiger Hoffnungsträger der CDU: Als potenzieller Fraktionschef, als Landesvorsitzender oder Spitzenkandidat. Aber immer kam was dazwischen. Vielleicht liegt es daran, dass dem Pankower CDU-Kreischef der letzte Biss fehlt. Außerdem ist auch er beruflich so eingespannt, dass eine Kandidatur für den Landesvorsitz kaum in Frage kommt. Oder?

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