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Früher ausgezeichnet, heute marode. Ob sich überhaupt noch ein Investor für das ICC findet, darf bezweifelt werden. Vielleicht gehen hier also im März 2014, nach der Reisemesse ITB, für immer die Lichter aus.

© Reuters/Fabrizio Bensch

Berlins Kongresszentrum: Das ICC bleibt auf lange Sicht eine Bauruine

Eigentlich wollte der Senat die Suche nach einem Investor für das ICC im nächsten Frühjahr beenden. Doch plötzlich fällt auf: Eine europaweite Ausschreibung muss her, und das dauert. Selbst im Fall einer Sanierung wird das Zentrum wohl nicht vor 2025 wieder öffnen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Und wieder gibt es Verzögerungen: Das Schicksal des Internationalen Congress Centrums (ICC) entscheidet sich wohl erst im Jahr 2015. Eigentlich wollte der Senat im Frühjahr nächsten Jahres beschließen, ob und wie das asbestbelastete und marode „Raumschiff“ am Messedamm mithilfe eines privaten Investors saniert werden kann. Doch jetzt schiebt die Wirtschaftsverwaltung den Termin noch ein Stück weiter nach hinten.

Die Suche nach einem finanzstarken Unternehmer, der das Kongressgebäude gemeinsam mit der öffentlichen Hand sanieren und betreiben soll, werde „voraussichtlich“ Ende März 2014 abgeschlossen, teilte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) dem Abgeordnetenhaus in einem internen Papier mit. Und dann: „Eine Vertiefung und Konkretisierung der Konzepte soll bis zur Sommerpause erfolgen.“ Von dieser neuen Frist war bisher nicht die Rede. Und wer den Berliner Senat kennt, der weiß, dass frühestens im Herbst mit einem solchen Konzept zu rechnen ist. Wenn sich denn überhaupt ein privater Geldgeber findet, worauf es bisher keine Hinweise gibt.

Europaweite Ausschreibung wahrscheinlich

Ganz nebenbei kündigt die Wirtschaftsverwaltung eine weitere Verzögerung an. „Zur Umsetzung eines schlüssigen wirtschaftlichen Nutzungskonzepts unter Einbeziehung privater Investoren wird aus rechtlichen Gründen voraussichtlich ein europaweites Ausschreibungsverfahren erforderlich werden.“ Ergänzend zur bisherigen Planung ist also plötzlich ein weiterer Verfahrensschritt nötig – und das wird dem Parlament erst jetzt mitgeteilt. Eigentlich kommen EU-Ausschreibungen nicht aus heiterem Himmel, sondern folgen strengen Regeln, die den öffentlichen Behörden zwischen Lissabon und Helsinki ausreichend bekannt sind.

Land will bis zu 200 Millionen Euro für Sanierung zuschießen

Rechnet man die verbindlichen Angebots- und Auswertungsfristen ein, ist frühestens Anfang 2015 mit einem Zuschlag für eine private Sanierung zu rechnen – wenn es überhaupt dazu kommt. Wie berichtet, wird das ICC nach der Eröffnung der Reisemesse ITB am 6. März 2014 geschlossen. Diese Galgenfrist hat die landeseigene Messe GmbH dem Tüv Rheinland abgehandelt, der das mehrfach preisgekrönte, aber technisch verschlissene Gebäude eigentlich schon Ende dieses Jahres dichtmachen wollte. Wenn sich wider Erwarten ein Investor mit einem schlüssigen Nutzungskonzept finden sollte, das der Senat akzeptiert, will das Land bis zu 200 Millionen Euro für eine grundlegende Sanierung zuschießen. Die Gesamtkosten werden inzwischen auf 400 Millionen Euro geschätzt.

Dass der Senat noch keine Ahnung hat, was auf Berlin zu welchem Zeitpunkt finanziell zukommen könnte, dokumentierte Wirtschaftssenatorin Yzer kürzlich im Wirtschaftsausschuss des Parlaments mit folgendem Satz: „Es wird mit bestimmten Tranchen agiert werden müssen.“ Die Frage von Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop, ob erst 2016 mit Baumaßnahmen zu rechnen sei, blieb unbeantwortet. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses, der für die Finanzen der Hauptstadt zuständig ist, wird sich voraussichtlich am 16. Oktober mit dem schwierigen Thema befassen.

So oder so: Das ICC bleibt auf lange Sicht eine Bauruine

Die von einzelnen Politikern der CDU favorisierte Variante, die Landes- und Zentralbibliothek nicht neu zu bauen, sondern im ICC unterzubringen, ist nach Tagesspiegel-Informationen auch bei den Christdemokraten nicht mehrheitsfähig. Die SPD hat dies von vornherein abgelehnt. Zwar versichert Senatorin Yzer in ihrem Papier: „Es ist nicht beabsichtigt, das ICC dauerhaft stillzulegen.“ Doch wer weiß, ob es dabei bleibt – und selbst wenn sich ein privater Retter melden sollte, wird die Sanierung wohl nicht vor 2025 beendet sein. So oder so: Das ICC bleibt auf lange Sicht eine Bauruine.

Zuständig für den Bau, der nach der Eröffnung am 2. April 1979 schnell zu einem Berliner Wahrzeichen wurde, bleibt auch in verschlossenem Zustand die Messe GmbH – jedenfalls bis 2017. Dann läuft der Pachtvertrag mit dem Land Berlin aus und muss neu verhandelt werden. Die Aufgaben des ICC als zentraler Kongressbau übernimmt im Frühjahr 2014 der City Cube, ein Neubau am Standort der Deutschlandhalle, die vor zwei Jahren abgerissen wurde.

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