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Charité-Chef Karl Max Einhäupl

© Thilo Rückeis

Charité: „Uns bricht die gesamte Forschung zusammen“

Der Senat hat beschlossen, die bettenführenden Charité-Standorte in Mitte, Wedding und Steglitz zu sichern und insgesamt 330 Millionen Euro bis Ende 2013 zur Verfügung zu stellen. Laut Charité-Chef Einhäupl reicht dies jedoch nicht für die notwendigen Investitionen aus.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Charité kommt mit dem Geld nicht aus, das der Senat für ein Sanierungskonzept zur Verfügung stellt. Rund 330 Millionen Euro wurden dem Universitätsklinikum zugebilligt. Davon seien aber schon 170 Millionen Euro für zwingend notwendige Investitionen festgelegt, sagte der Charité-Chef Karl Max Einhäupl am Mittwoch dem Tagesspiegel. „Die restlichen 156 Millionen Euro reichen nicht, um weitere sinnvolle Maßnahmen zu starten und zu Ende zu bringen.“

Damit meinte Einhäupl an erster Stelle das Bettenhochhaus in Mitte, das äußerst sanierungsbedürftig ist. Nach Aussage des Bildungssenators Jürgen Zöllner (SPD) könnten die Bauarbeiten dort 2012 beginnen. „Aber der Charité-Aufsichtsrat wird keine Bauprojekte genehmigen, die nicht vollständig ausfinanziert sind“, gab Einhäupl zu bedenken. 2009 wurden die Kosten für die Sanierung des Hochhauskomplexes mit 330 Millionen Euro und ein Neubau sogar mit 347 Millionen Euro veranschlagt. Finanzsenator Ulrich Nußbaum hatte daraufhin die Planungen gestoppt. Jetzt wird in der Charité eine neue Variante geprüft, die nur 230 Millionen Euro kosten soll.

Dazu gehören der Abriss des Hörsaalgebäudes, die Renovierung des Bettenturms, die Unterbringung des Funktionstrakts im Hochhaus und ein Neubau für Operationssäle und eine Intensivstation an der Stelle des bisherigen Hörsaals. Ein neuer Eingangsbereich soll mit der Ambulanz verbunden werden. „Wir müssen dann wohl scheibchenweise bauen“, sagte der Chef des Uni-Klinikums. Das werde voraussichtlich bis 2017 dauern und es sei die Frage, „ob die Hochhausfassade bis dahin hält“. Aber diese Variante wäre eventuell finanzierbar. Ein kompletter Neubau in Mitte wäre auch eine Option, aber dafür reichen nach Einschätzung Einhäupls die Senatsgelder überhaupt nicht. Einen Teil der Sanierung über Kredite zu finanzieren, schließt er aus. Es bleibe eigentlich nur noch die Alternative, dass zusätzliche Mittel aus dem Landeshaushalt kämen.

Der Klinikumschef sieht nicht nur für Mitte, sondern auch für andere wichtige Investitionen Finanzrisiken. So seien ein Forschungsneubau in Berlin-Buch (18 Millionen Euro) und die Sanierung der Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin (FEM) der Charité noch ungesichert. Für das FEM waren 19,5 Millionen Euro veranschlagt, aber im Februar wurde Asbest gefunden. Dadurch steigen die Kosten auf 40 Millionen Euro. Es fehlen also 20 Millionen Euro. „Ohne diese Investitionen bricht uns die gesamte Forschung zusammen“, sagte Einhäupl.

Der Senat hatte am Dienstag beschlossen, die Charité-Standorte in Mitte, Wedding und Steglitz zu erhalten und 330 Millionen Euro bis Ende 2013 für Investitionen zur Verfügung zu stellen. Erst ab 2014 wurden weitere Finanzmittel in unbekannter Höhe zugesagt. „Das schätze ich hoch ein“, sagte Einhäupl. Aber – die Charité habe in den vergangenen 15 Jahren einen enormen Sparbeitrag geleistet, so wie kein anderes Uni-Klinikum. „Jetzt muss Geld in die Hand genommen werden.“ Ulrich Zawatka-Gerlach

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