zum Hauptinhalt

Berlin: Das Museum muss umziehen, die Ferienlager werden verkauft Die Bezirke müssen weiter kräftig sparen. Das trifft auch Kultur und Bildung

Für manche Neuköllner Institution haben die Kürzungen dramatische Folgen

Neue Sparmaßnahmen bedrängen das kulturelle Leben Neuköllns. Nach einem entsprechend Auftrag des Bezirksamtes wird zurzeit im Kulturamt nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Mindestens vier Institutionen stehen auf dem Prüfstand. Laut der Leiterin des Kulturamtes Neukölln, Dorothea Kolland, handelt es sich dabei um das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt, den Saalbau Neukölln in der Karl-Marx-Straße, das Bürgerhaus in Alt-Rudow und das Museum Neukölln.

„Insgesamt müssen im Berliner Haushalt 2008/2009 alle Bezirke 86 Millionen Euro einsparen“, sagt Bezirksstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD). Für Neukölln bedeute das, rund acht Millionen Euro weniger ausgeben zu können. „Kultur-, Sport- und Bildung müssen zu der Summe rund 4,3 Millionen Euro beitragen“, sagt Schimmang, der für alle drei Abteilungen zuständig ist. Kolland bezeichnet die Einsparungsziele als „verheerend für das kulturelle Leben Neuköllns“. Die Kulturabteilung hat laut Schimmang eine Sparvorgabe von 1,3 Millionen Euro.

Am weitesten fortgeschritten sind die Pläne offensichtlich beim Museum Neukölln. Das liegt bislang hinter dem Stadtbad Neukölln in einem denkmalgeschützten Haus. Jetzt soll es in den Körnerpark umziehen. Das denkmalgeschützte Haus soll zur finanziellen Entlastung gemeinsam mit dem Stadtbad in eine neue GmbH überführt werden, die vom Land Berlin an die Bäderbetriebe verkauft werden soll. Weil das Verfahren in der Anfangsphase ist, herrscht über die zukünftige Nutzung des Hauses ist noch Unklarheit. In dem Gebäude am Körnerpark, das das Museum beherbergen soll, waren bis vor kurzem Geräte des Gartenbauamtes untergebracht. „Für ein Museum ist das neue Gebäude völlig ungeeignet“, kritisiert einer, der das kulturelle Leben in Neukölln seit Jahren unterstützt, aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Der Bau sei in heruntergekommenem Zustand, müsse dringend renoviert werden. Auch beim Kulturamt ist man über die Gebäudewahl nicht glücklich. Eventuell sei es in den Räumen nicht trocken genug, befürchtet Kolland. Dann müsse man auf einen „Plan B“ ausweichen. Den gebe es aber noch nicht.

Von Personaleinsparungen wird voraussichtlich das Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt betroffen sein. Mit seinen Werkstätten, Clubs und Kulturräumen ist es seit über 30 Jahren eine wichtige Anlaufstelle für hunderte Neuköllner Kinder, Jugendliche und Senioren. Die Leiterin des Gemeinschaftshauses in der Gropiusstadt, Karin Korte, muss bereits heute mit nur zweieinhalb festen Stellen planen. „Wir bräuchten mehr, stattdessen wird gekürzt“, sagt Korte. Sie spart bereits dadurch, dass sie eine technische Kooperation mit dem Neuköllner Saalbau eingegangen ist. Der ehemalige Ballsaal steht mittlerweile selber im Mittelpunkt von Verkaufs- und Verpachtungsgerüchten. Einer, der sich vor der Schließung des Hauses fürchtet, aber in Anbetracht des schwebenden Prüfungsverfahrens nicht namentlich genannt werden will, beschreibt die ihm bekannten Pläne für den Saalbau als „Katastrophe“. In dem Haus wird bislang Theater für das Publikum abseits der Innenstadtbezirke gemacht.

Nicht nur in der Kultur, auch bei der Bildung muss in Neukölln gezwungenermaßen gespart werden. Nachdem der Büchereibus für Schulen bereits vor einem halben Jahr abgeschafft wurde, werden jetzt auch die beiden Zeltlager des Bezirkes an der Ostsee und in Bayern verkauft. Und auch das Schullandheim Sandwerder am Wannsee, in dem Neuköllner Jugendliche Urlaub machen können, wird verkauft werden. Schimmang sagt, die Vorgaben des Senats seien für Neukölln kaum zu leisten. „Wir erwarten eine Reduzierung des Spardrucks.“

Johannes Boie

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false