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Erneuerbare Energien: Berlin verliert gegen Bonn

Der Bund will die Energieagentur Irena am Rhein ansiedeln. Klaus Wowereit ist enttäuscht, setzen Berlin und der Osten doch stark auf den Wirtschaftsfaktor erneuerbare Energien. Doch die Bonner hatten mal wieder die bessere Lobby.

„Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) wird in Bonn untergebracht.“ So lapidar klingt es in der Kabinettsvorlage für die Sitzung der Bundesregierung an diesem Mittwoch. Für Klaus Wowereit ist die kurze Feststellung das jähe Ende einer Hoffnung. Die Bonner hatten mal wieder die bessere Lobby. In Berlin ist man enttäuscht. „Wäre es so, wäre es bedauerlich“, sagte Senatssprecher Richard Meng am Dienstag mit Blick auf die noch nicht offizielle Entscheidung. Irena soll den Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien weltweit unterstützen und Industrie- wie Entwicklungsländer beraten. Und zwar in allen Bereichen der Ökoenergie: Wasserkraft, Biomasse, Erdwärme, Solarenergie, Windräder. Ein Wirtschaftszweig, auf den Berlin und die Ost-Länder setzen.

Im November hatte der Regierende Bürgermeister den Hut in den Ring geworfen und der Bundeskanzlerin angekündigt, dass sich Berlin ( im Namen aller Ost-Länder) um den Sitz für „Irena“ bewerbe. Brieflich hat sich Wowereit nochmals am 18. Dezember bei Umweltminister Sigmar Gabriel in Erinnerung gebracht – mit der Erwartung eines „offenen, transparenten und fairen Verfahrens“. Die Entscheidung für Bonn scheint aber schnell und früh gefallen zu sein.

Hinter der Bewerbung der Bundesstadt am Rhein standen auch Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, und Hermann Scheer, „Ökopapst“ der SPD, dessen Verein Eurosolar ebenfalls in Bonn residiert. Irena wäre eine „konsequente Weiterentwicklung des UN-Standorts Bonn“, schrieb Rüttgers an Merkel. Allerdings ist die Umweltagentur keine UN-Einrichtung – ein Punkt, auf den Wowereit bei seiner Bewerbung ausdrücklich anspielte. Zwar ist noch nicht sicher, ob Deutschland den Zuschlag für den Sitz der Einrichtung bekommt, die am 27. Januar von 51 Staaten gegründet wird – und zwar in Bonn. Aber die Chancen stehen gut. Mit der alten NRW-Landesvertretung, die der Bund kauft und mit Unterstützung aus Düsseldorf für 20 Millionen Euro saniert und umbaut, gibt es auch schon ein Gebäude in Bonn.

Weil Berlin und der Osten stark auf die erneuerbaren Energien als Wirtschaftsfaktor setzen, hatte Wowereit Chancen gesehen. In seinen Schreiben wies er  darauf hin, dass in Cottbus, Potsdam, Frankfurt/Oder, Mecklenburg-Vorpommern und natürlich Berlin größere Forschungszentren zu erneuerbaren Energien bestehen. Irena wäre also eine gute Ergänzung des Öko-Standorts rund um die Hauptstadt gewesen. So ist die Entscheidung für Bonn eine verpasste Chance für Berlin. Auch wenn die Agentur zunächst nur 250 Mitarbeiter haben soll.

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