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Harald Wolf

© dpa

Forschungs- und Industriepark: Tegel soll schon in diesem Jahr vermarktet werden

Der Senat beschließt die Entwicklung des 4,6 Quadratkilometer großen Areals zu einem zukunftsfähigen Forschungs- und Industriepark. Es soll gar nicht erst das Gefühl einer neuen Stadtbrache aufkommen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die künftige Nutzung des Flughafens Tegel, der im nächsten Jahr geschlossen wird, gewinnt an Konturen. Der Senat beschloss am Dienstag ein „Standortprofil“, das die 4,6 Quadratkilometer große Fläche als „Forschungs- und Industriepark für Zukunftstechnologien“ beschreibt. Vorzugsweise soll es dort um Energie, Mobilität und neue Werkstoffe gehen. Moderne Industriearbeitsplätze sollen entstehen. Tegel biete dafür optimale Voraussetzungen, meint der Senat.

Die Nachnutzung Tegels gehört zu den zentralen Projekten im „Masterplan Industriestadt Berlin“, der bis 2020 reicht. In enger räumlicher Vernetzung sollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen entstehen, die hoch qualifizierte Fachkräfte in und außerhalb Berlins anlocken. „Die Vermarktung des neuen Standorts soll schon im laufenden Jahr beginnen“, kündigte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) an. Nur so könne Berlin, insbesondere mit Blick auf Asien, im internationalen Wettbewerb der Industriestandorte bestehen. Ein historisch entstandener Rückstand ist aufzuholen.

Rund 210 Hektar, das ist knapp die Hälfte des gesamten Areals, werden am nördlichen Rand der Innenstadt für gewerblich-industrielle Zwecke zur Verfügung stehen. Gedacht ist an eine enge Zusammenarbeit mit den Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen in der City West. Ein privater Entwicklungsträger soll die Aufgabe übernehmen, nationale und internationale Unternehmen und Forschungseinrichtungen anzuwerben.

Entwickelt wurde das Standortprofil für Tegel in enger Zusammenarbeit zwischen Senatsbehörden, Wirtschaftsverbänden, Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen sowie den Gewerkschaften. Aber auch der Bund sitzt im Boot, denn ihm gehört ein großer Teil des Flughafengeländes und dessen Umfeld. Juristisch geklärt werden muss noch, ob der Bund sein Grundeigentum als ehemaliges Reichsvermögen dem Land Berlin kostenlos übereignen oder ob der Senat – wie in Tempelhof – die Immobilie dem Bund für teures Geld abkaufen muss. Dies wird wohl erst 2012 in einer langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzung geklärt.

Die Planungen für die Nachnutzung des Flughafens laufen seit Mai 2010. Seitdem gab es mehrere große Konferenzen und Werkstattgespräche. Die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und des Landschaftsprogramms ist weit gediehen. Die Pläne waren bis zum Montag öffentlich ausgelegt. Nach Auswertung der Bürgerbeteiligung werden die geänderten Pläne vom Senat beschlossen und dann dem Abgeordnetenhaus vorgelegt. Die Zeit drängt. Sechs Monate nach Inbetriebnahme des Internationalen Großflughafens in Schönefeld (BBI) wird der Airport Tegel aus der luftverkehrstechnischen Zweckbestimmung unwiderruflich entlassen. Also Ende des Jahres 2012.

Mit dem Senatsbeschluss vom Dienstag haben die intensiv diskutierten Zukunftspläne für Tegel eine amtliche Weihe erhalten. Die Planungen, die 2009 begannen, verlaufen bisher erkennbar geordneter als beim Flughafen Tempelhof. Große Frei- und Grünflächen bleiben übrigens auch in Tegel erhalten. Neue Wohnungen sollen dort nicht entstehen. Möglichst zügige gewerbliche Ansiedlungen, die der Senat mit einer ersten Vermarktungsoffensive 2011 anstrebt, dienen wohl auch dem Ziel, gar nicht erst das Gefühl einer neuen Stadtbrache aufkommen zu lassen, sondern ein hörbares Aufbruchsignal zu geben.

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