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Heidi Knake-Werner: Sozialsenatorin macht mit 66 Feierabend

Am 15. Oktober ist für Berlins Sozialsenatorin Knake-Werner Schluss. Doch mit dem Rückzug der Linken-Politikerin soll die Verjüngungskur im Senat schon beendet sein. Unmut darüber gibt es vor allem in der SPD-Fraktion.

Von Sabine Beikler

Nervosität war Heidi Knake-Werner nicht anzumerken. Ton in Ton, blaues Jacket, blau-weiß gestreifte Bluse und blaue Ohrringe, erschien die Linke-Politikerin am Sonntagvormittag in ihrer Verwaltung in der Kreuzberger Oranienstraße. Mit ruhiger Stimme verkündete die Linkspolitikerin ihren Rücktritt als Sozialsenatorin zum 15. Oktober. „Ich wollte Spekulationen entgegentreten und Frau des Geschehens bleiben. Ich plane meinen Rückzug schon seit Anfang des Jahres“, sagte sie. Aus Altersgründen wolle die 66-Jährige nach 40 Jahren Politik kürzer treten. Außer Knake-Werner gibt es vier weitere SPD-Senatoren, die 60 Jahre und älter sind: Doch Gerüchte über einen weiteren Austausch, etwa den von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, wurden gestern schnell vom Tisch gewischt. Und das scheint einigen Sozialdemokraten gar nicht zu gefallen.

Seit längerem gibt es Unmut in der SPD-Fraktion. Vor allem jüngere, aufstrebende Parlamentarier sind zunehmend verärgert über die Besetzung guter Posten in den Verwaltungen. Einige hatten sich Chancen als Staatssekretäre ausgemalt, andere streuen offenbar gezielt Gerüchte, um personelle Veränderungen in dieser Legislaturperiode zu provozieren.

Niemand will sich dazu offiziell äußern. Den Unmut einzelner Parlamentarier hat aber auch Junge-Reyer zu spüren bekommen. In ihrer großen Verwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr, die mit zwei Staatssekretärinnen und der Senatsbaudirektorin besetzt ist, laufe es nicht immer rund, heißt es. Hinzu kommen gelegentliche Meinungsverschiedenheiten zwischen der Senatorin und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, wie zuletzt bei der Frage der Nachnutzung des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Manche jungen SPD-ler haben solche inhaltlichen Differenzen offenbar zum Anlass genommen und den Austausch der Senatorin ins Spiel gebracht. Doch Wowereit und Junge-Reyer pflegen ein gutes Verhältnis miteinander. Und die 62-Jährige sei alles andere als amtsmüde, heißt es aus ihrem Umfeld. Sie denke nicht an Rücktritt. Wowereit gibt ihr Rückendeckung und schließt „weitere Senatorenwechsel“ aus.

Eine „Verjüngungskur“ im Senat wird es also vorerst wohl nicht geben: Innensenator Ehrhart Körting (67), Bildungssenator Jürgen Zöllner (64), Junge-Reyer (62) und Justizsenatorin Gisela von der Aue (60) werden im Amt bleiben. Nachfolger aus der Berliner Politik wären ohnehin nicht in Sicht. So hatte sich Wowereit mit dem Bremer Ulrich Nußbaum als Sarrazin-Nachfolger einen Mann von außen geholt. Dass der parteilose Nußbaum wiederum seinen Büroleiter Jan Köhler mit nach Berlin holte, steigerte noch den Unmut bei einigen in der SPD-Fraktion.

Die Personalreserven bei den Linken schauen ebenfalls nicht üppig aus. Mit Fraktionschefin Carola Bluhm als designierter Nachfolgerin von Knake-Werner im Senat, stellt sich die Frage, wer die Fraktion im wichtigen Wahljahr 2011 führen kann. Zurzeit werden drei potenzielle Kandidaten gehandelt: Verfassungsschutzexperte Udo Wolf, Innenpolitikerin Marion Seelig und Europapolitikerin Martina Michels. Während der Sommerpause wollen Parteichef Klaus Lederer und Carola Bluhm mit den potenziellen Anwärtern Gespräche führen.

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