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Ihre Meinung: Wie fühlen Sie sich in Ihrem Kiez?

Der neue Sozialstrukturatlas teilt Berlin in "Heile-Welt"-Gebiete und Problemkieze. Die soziale Spaltung zwischen Bezirken wie Neukölln und Steglitz hat zugenommen. Wie fühlen Sie sich in Ihrem Umfeld und was lässt sich gegen die Verarmung tun? Diskutieren Sie mit!

Die sozialen Probleme in Berlin konzentrieren sich auf innerstädtische Brennpunkte wie Neukölln oder Mitte und verschärfen sich in Randbezirken wie Marzahn-Hellersdorf. Besonders betroffen sind dort Kinder, weil viele alleinerziehende Mütter in der einwohnerstärksten Großsiedlung Europas leben. Dies zählt zu den wichtigsten Ergebnissen des „Sozialstrukturatlasses“, den die Senatorinnen für Soziales sowie für Gesundheit gestern gemeinsam vorgestellt haben.

„Was wir befürchtet haben, ist eingetreten“, sagte Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner. Zuletzt wurden die Lebensbedingungen in Berlin vor sechs Jahren untersucht. Seither hätten die Bewohner des Bezirks Marzahn-Hellersdorf den berlinweit höchsten Verlust an Einkommen verzeichnet und es sei eine Hochburg von Hartz-IV-Empfängern entstanden. Da dort überdurchschnittlich viele Kinder lebten, seien auch besonders viele von Armut betroffen.

Wer wenig verdient, stirbt früher

Rund 75 Prozent der Kinder in sozialen Brennpunkten wie dem Rollbergviertel von  Neukölln oder dem Wassertorplatz in  Friedrichshain-Kreuzberg lebten in Hartz-IV-Haushalt. In Berlin sind es 37,4 Prozent: 700 000 Erwachsene  mit 179 000 Kindern  sind auf staatliche Sozialleistungen angewiesen. „Die Kinderarmut bleibt ein zentrales Problem“, sagte Knake-Werner. Die Regelsätze nach Hartz-IV seien viel zu niedrig. Berlin versuche das im Bundesrat zu ändern.

Ein  Berliner verfügt im Durchschnitt über 900 Euro Netto, deutlich weniger als im deutschen Durchschnitt. „In Berlin wirkten sich die Hartz-IV-Gesetze und die Gesundheitsreform besonders stark aus“, sagte Senatorin Knake-Werner weiter. Auch die Zahl der Rentner, die auf eine staatliche Grundsicherung angewiesen seien, sei von 4,3 auf 5,1 Prozent gestiegen. „Seit 2002 hat es in Deutschland keine Erhöhung der Reallöhne mehr gegeben, das schlägt sich zwangsläufig auf die Einkommen nieder“, so die Senatorin.
„Armutsbekämpfung muss ins Zentrum der Politik rücken“, sagte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher. Wer wenig verdient, stirbt früher und wird häufiger krank. Männer aus Friedrichshain-Kreuzberg sterben vier Jahre früher als Bewohner von Charlottenburg-Wilmersdorf. Höhere Säuglingssterblichkeit sowie Übergewicht und schlechte Zähne seien bei Kindern in Problembezirken weiter verbreitet als anderswo. Reguläre Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge erreichten diese Familien oft nicht. Deshalb gehe der Senat mit speziellen Programmen, zum Beispiel zur Kariesvorbeugung, in die Quartiere hinein.

Soziale Spaltung nimmt zu

Die Gesundheitssenatorin sagte, dass die „Segregation“, also die soziale Spaltung in der Stadt zunimmt. Um die Verdrängung von Menschen mit geringen Einkommen aus guten Lagen zu stoppen, „brauchen wir Mietdämpfungskonzepte“, so Lompscher. Sie hielt dem Senat zugute, dass es „fast keine Zwangsumzüge“ von Hartz-IV-Empfängern gebe.

Doch viele der schon vor fünf Jahren problematischen Quartiere rutschen weiter ab. Die letzten dreißig der 417 „Planungsräume“, in die Berlin von den Sozialforschern eingeteilt wird,  belegen fast ausschließlich Kieze in Mitte, Neukölln oder Friedrichshain-Kreuzberg. Allerdings habe sich die Lage in Friedrichshain-Kreuzberg  verbessert: „Hier gab es den größten Rückgang der Arbeitslosigkeit und den größten Anteil der Studierenden unter den Problemquartieren“, sagte Lompscher. Am steilsten Abwärts geht es mit  Marzahn-Hellersdorf. Wer kann, ziehe weg, die Einkommen sänken und die Arbeitslosigkeit sei groß. Ähnlich sei die Entwicklung in Neukölln.

Am stärksten aufwärts gehe es in Pankow. Dort seien die Haushaltseinkommen besonders stark gestiegen. Die Kehrseite: Viele Familien ziehen weg. Zu den Gewinnern zähle seit je her der Süd-Westen der Stadt: Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf. Dagegen rutsche Treptow-Köpenick ab und auch Reinickendorf. Allerdings müsse man genau hinsehen: Zwei der 15 besten Lagen Berlins liegen in diesem Bezirk. Und im „problematischen“ Spandau gibt es drei der zehn besten Berliner Lagen, Kladow zum Beispiel, das am Rande des Bezirks zwischen Wasser und Wäldern liegt.  

Der neue Sozialstrukturatlas teilt Berlin in "Heile-Welt"-Gebiete und Problemkieze. Die soziale Spaltung zwischen Bezirken wie Neukölln und Steglitz hat zugenommen. Wie fühlen Sie sich in Ihrem Umfeld und was lässt sich gegen die Verarmung tun? Zählt der Rollbergkiez nicht doch zu den verkappten Aufsteigern? Wird Dahlem überschätzt? Diskutieren Sie mit!

Ausführlich gibt es den Sozialstrukturatlas auch auf den Seiten der Senatsverwaltung

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