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Immobilien: In Mitte sollen 3100 Wohnungen verkauft werden

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte schließt den Verkauf von über 3000 Wohnungen an "Heuschrecken" nicht aus. Die Linke ist strikt dagegen.

Obwohl sich die wirtschaftliche Lage der Wohnungsbaugesellschaft Mitte stark verbessert hat, treibt die landeseigene Gesellschaft den Verkauf von 3100 Wohnungen aus ihrem Bestand mit Nachdruck voran. Wie eine Sprecherin der WBM bestätigte, gehen "in Kürze allen anderen städtischen Unternehmen Kaufangebote" zu. Sollten diese nicht die erhofften Kaufpreise bieten, schließt die Firma auch einen Verkauf der städtischen Wohnungen an sogenannte Heuschrecken nicht aus, wie manch ein Finanzinvestor genannt wird.

Die WBM war durch undurchsichtige Geschäfte früherer Geschäftsführer und den Verfall der Immobilienpreise in Berlin vor vier Jahren in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. Um ihre hohen Schulden abzubauen, hatte die WBM deshalb zunächst den Verkauf von 15.000 Wohnungen geplant. Doch der Senat stoppte das Vorhaben und genehmigte nur Teilverkäufe. Die dabei erzielten hohen Preise überraschten sogar Experten - und beschleunigten die Sanierung der Gesellschaft. Bereits 2006 erzielte die WBM wieder einen Millionengewinn - wie alle städtischen Wohnungsgesellschaften.

Eine deutliche Abfuhr erteilt die Berliner Linke den Plänen: "Eine Veräußerung der Wohnungen an Heuschrecken wird es nicht geben", so der finanzpolitische Sprecher, Carl Wechselberg. Die zum Verkauf stehenden Immobilien in Kreuzberg und Friedrichshain müssten aufgrund ihrer zentralen Lage "ohne Wenn und Aber in öffentlicher Hand bleiben". Das Land könne den Anstieg der Mieten nur dann dämpfen, wenn es bei landeseigenen Wohnungen nicht so drastisch an der Preisschraube drehe wie private Vermieter.

Für die Mieter in der Stadt haben die zahlreichen Veräußerungen städtischer Wohnungen in den vergangenen Jahren Folgen: Die Preise steigen. Zwar weist der Mietenbericht der Bundesregierung für Berlin die günstigsten Mieten aller bundesdeutschen Ballungsgebiete aus, allerdings hinken die Einkommen in Berlin weit hinter denen anderer Metropolen hinterher. Und der neue Mietspiegel verzeichnet einen Anstieg der Mieten um mehr als zehn Prozent bei kleineren Wohnungen. Gemessen an den geringen Einkünften der Berliner verschlängen die Mieten in der Hauptstadt bereits einen größeren Anteil des Haushaltseinkommens als etwa in München, so der Mieterverein. Deren Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter sagt: "Ich bezweifle, dass die Verkäufe notwendig sind, denn die WBM ist längst wieder gut aufgestellt."

Bei der Senatsverwaltung für Finanzen wird dies zurückgewiesen: "Der Verkauf der 3100 Wohnungen ist Teil des Sanierungskonzeptes der WBM", sagt Sprecherin Kristina Tschenett. Das "einmalige Plus" in deren Bilanz 2006 ändere nichts daran, so Tschenett. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte werde immer noch von den finanzierenden Banken unterstützt: Diese hätten auf die Rückzahlung der Kredite während der noch laufenden Sanierungsphase zunächst verzichtet. "Um die WBM dauerhaft zu sanieren, war es deshalb auch notwendig, die 3100 Wohnungen zum Verkauf freizugeben", so die Sprecherin.

Einen entsprechenden Gesellschafterbeschluss fasste der Senat bereits im März. Darauf verweist auch die WBM. Sprecherin Steffi Pianka sagt: "Durch den Verkauf der 3100 Wohnungen wird ein Riesenschritt zur endgültigen Sanierung der Gesellschaft gemacht." Die Wohnungsverkäufe zählten wie die "internen Maßnahmen" bei der WBM, der Abbau von Mitarbeitern sowie die Verhandlungen mit den Banken zu dem mit dem Senat abgestimmten Sanierungspaket. Der finanzpolitische Sprecher der Grünen bezeichnet die WBM "nach wie vor als Sanierungsfall". Die Firma müsse dringend ihre hohen Schulden abbauen, um "wieder kreditwürdig zu werden". Die Schulden der WBM betragen 990 Millionen Euro.

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