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© dpa

Interview: SPD-Chef: "Jetzt einen Schritt aufeinander zugehen"

Der Volksentscheid ist vorüber, die Befürworter von Religion als Wahlpflichtfach an Berliner Schulen sind gescheitert. Für SPD-Chef Michael Müller und seine Partei eigentlich ein Grund zu feiern. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel spricht er über die Folgen der Abstimmung.

Pro Reli hat den Volksentscheid verloren, aber wer hat gesiegt?



In jedem Fall haben die Berliner, vor allem die Kinder gesiegt. Es wird weiter das sehr gute Angebot des verpflichtenden Ethikunterrichts und des freiwillligen Religionsunterrichts an den Berliner Schulen geben. Das Ergebnis des Volksentscheids ist eine große Unterstützung für die bildungs- und integrationspolitische Linie der rot-roten Koalition.

Ist das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Berlin beschädigt – nach diesem harten Wahlkampf um Pro Reli?

Es ist Porzellan zerschlagen worden. Pro Reli hat teilweise in sehr unschöner Weise für ihr Ansinnen gekämpft und ich habe mich mitunter über die Wortwahl von Seiten der Kirchen gewundert. Aber man sollte jetzt nicht nachtragend sein, sondern einen Schritt aufeinander zugehen. Alle Beteiligten sollten abrüsten.

Was heißt das: Einen Schritt aufeinander zugehen?

Das bedeutet für mich in erster Linie, die Berliner Schule, die Schüler und die Lehrer wieder in Ruhe zu lassen. Es gibt jetzt ein eindeutiges Votum für die Fortsetzung des Ethikunterrichts – und für die seit dem Schuljahr 2006/07 im neuen Unterrichtsfach geleistete Arbeit.

Ein Schritt aufeinander zu, heißt das auch, die Zusammenarbeit mit Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften an den Schulen zu vertiefen?

Es wird mit Sicherheit viele weitere, gute Kooperationen zwischen dem Ethik- und dem Religionsunterricht geben. Das dient doch allen Beteiligten.

Könnte der Ethikunterricht ein Vorbild für andere Bundesländer werden?

Wir sind von unserem Weg nicht nur deshalb überzeugt, weil er die Berliner Traditionen seit 60 Jahren weiterführt. Der verpflichtende Ethikunterricht für alle gibt auch die richtige Antwort auf die Situation im multikulturellen, multireligiösen Berlin. Ob andere Länder das auch brauchen, müssen sie selbst entscheiden.

Das Gespräch führte Ulrich Zawatka-Gerlach.

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