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Berlin: Ja zu neuen Parkzonen

Trotz Bürger-Nein will Senat mehr Bewirtschaftung Unterstützung von Experten auf Fachkongress

Das kürzliche Nein der Charlottenburg- Wilmersdorfer zu weiteren Parkzonen in ihrem Bezirk war eindeutig – aber es ficht den Senat nicht an. Drei Tage lang befassen sich Verkehrsplaner aus zehn Ländern im Roten Rathaus mit Parkmanagement. Gestern zogen einige Halbzeitbilanz, darunter Berlins oberster Verkehrsplaner Friedemann Kunst. „Die heute bewirtschafteten Gebiete reichen nach unserer Auffassung noch nicht aus“, sagte er. Konkrete Gebiete für neue Parkzonen wollte er nicht nennen, zumal die Einrichtung ohnehin Bezirkssache ist. Aber: Überall, wo die Parkplätze tagsüber von Pendlern blockiert würden, sollte man die Frage prüfen.

Dass sich die Berliner Verkehrsplaner ihrer Sache trotz der Skepsis von ADAC und Wirtschaft so sicher sind, liegt auch an den Erfahrungen der auswärtigen Kongressteilnehmer: Eric Dubois, der das Parkraummanagement in Belgiens zweitgrößter Stadt Antwerpen leitet, berichtete von flächendeckendem Chaos bis zum Jahr 2002. Dann sei dank Parkraumbewirtschaftung – inklusive Kontrollen – alles besser geworden. Ein voller Erfolg sei auch der Parkscheinkauf per Handy: SMS hin, Bestätigung zurück, fertig. 56 000 Menschen nutzten diesen Service, 15 Prozent der Parkscheine würden mittlerweile via Mobiltelefon verkauft.

Während diese Technik in Antwerpen wegen des großen Erfolges ausgeweitet werden soll, könnte der Berliner Modellversuch demnächst sang- und klanglos zu Ende gehen. Die Nutzerquote liegt laut Kunst hier bei weniger als zwei Prozent. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass das System in Berlin im Gegensatz zu Antwerpen nur mit vorheriger Registrierung funktioniert.

Nach Meinung des Geografie-Professors Elmar Kulke von der Humboldt-Uni liegt die Bruchlandung von Charlottenburg-Wilmersdorf auch daran, dass die Information der Menschen „ein bisschen schiefgelaufen“ sei: Den Leuten seien die Vorteile nicht erklärt worden, zu denen die bessere Erreichbarkeit von Geschäften ebenso gehöre wie der Rückgang des Suchverkehrs und die größeren Chancen von Anwohnern auf einen Parkplatz vor der Tür. Dass es anders geht, berichtete Norbert Beiling von der Stadtverwaltung München. Nachdem dort die ersten Parkzonen Anfang der 90er noch weggeklagt worden seien, stelle jetzt kaum noch jemand die Radikallösung infrage, nämlich die Aufstellung von Parkscheinautomaten in der gesamten Innenstadt bis 2010 und Kontrollen allenthalben.

Kontrolle ist gut, auch das war Konsens. Und für Kunst Anlass zu der Klarstellung, dass es nicht ums Geld gehe: Nicht alle Berliner Parkzonen seien rentabel; in der Summe bleibe zurzeit ein jährlicher „Überschuss im niedrigen einstelligen Millionenbereich“. Stefan Jacobs

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