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Kinderbetreuung: Neues Kita-Bündnis fordert mehr Personal

Ein neu gegründetes Berliner Kita-Bündnis will rund 1000 Erzieher mehr für die Kindertagesstätten. Mit dem derzeitigen Personalschlüssel könnten die Einrichtungen ihren Bildungsauftrag nicht erfüllen.

"Wir alle wissen, dass weitaus mehr Qualität zu erreichen ist", sagte Klaus Schroeder vom Berliner Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Nur mit verbesserten Rahmenbedingungen könnten die Kitas ihrem Bildungsauftrag gerecht werden. Der Gewerkschafter schätzt, dass in Berlin weit über 1000 zusätzliche Erzieherstellen benötigt werden.

"Wir wollen, dass das Berliner Bildungsprogramm tatsächlich umgesetzt werden kann", betonte Schroeder. Der derzeitige Personalschlüssel sei zu knapp bemessen. Der Senat solle deshalb davon überzeugt werden, dass er "noch etwas nachlegen" müsse. Fast alle öffentlichen und freien Kita-Träger hätten sich dem Aufruf angeschlossen. Zu den rund 1000 Unterstützern gehören außerdem Gewerkschafter, Elternvertreter, Wissenschaftler und Jugendpolitiker.

Erzieher fordern kinderfreie Zeit

Im Mittelpunkt steht die Forderung nach mindestens fünf Stunden pro Woche für jeden Erzieher zur Vor- und Nachbereitung, für Weiterbildung, Elterngespräche und Dokumentation. Diese sogenannte kinderfreie Zeit sei unabdingbar für Qualitätsarbeit, hieß es.

Erzieherin Jacqueline Zabel sagte, dass die derzeit veranschlagten zwei Stunden bei weitem nicht ausreichten. "Um unserem Anspruch als Fachkraft gerecht zu werden, ist mehr Qualifikation und Fortbildung notwendig", fügte sie hinzu. Mit dem derzeitigen Zustand ist sie nicht zufrieden. Die Kita sei schließlich nicht nur ein Aufbewahrungsort, sondern die Kinder müssten auch ausreichend unterstützt und gefördert werden.

Zu hohe Hürden für Kita-Plätze

Kita-Chefin Michaela Rogoszynski klagte ebenfalls über zu wenig Zeit: Seit den Kürzungen 2003 komme sie mit der Arbeit nicht mehr hinterher. Die Qualität ihrer Tätigkeit hänge im höchsten Maße von den Bedingungen ab, sagte sie. Das Bündnis fordert deshalb ab 100 Plätzen eine freigestellte Leitungsstelle, derzeit sind es rund 160 Plätze. "Wir wollen eine Bildungseinrichtung sein, und zwar nicht nur auf dem Papier", betonte Rogoszynski.

Außerdem macht sich das Bündnis für einen leichteren Zugang zu Kitas stark. Marcus Luttmer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin kritisierte, dass die Hürden zu hoch seien. Für einen Platz über die Halbtagsbetreuung hinaus müssten Eltern einen besonderen Bedarf nachweisen und komplizierte Anträge ausfüllen. Dabei sei gerade die frühkindliche Förderung "immens wichtig" für Integration und Spracherwerb. Das Bündnis fordert deshalb für alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Anspruch mindestens auf einen Teilzeitplatz von fünf bis sieben Stunden.

Kathrin Hedtke[ddp]

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