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Konjunkturpaket: Auf der Spur der Scheine

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist auf Tour zu den Empfängern des Geldes aus dem Konjunkturpaket. Es ist eine Tour zu dankbaren Hausherren.

Ein Paket mit 632 Millionen Euro drin ist schwer vorstellbar. Diese Summe enthält das Konjunkturpaket II für Berlin, wobei drei Viertel vom Bund kommen und das Land ein Viertel drauflegt. Gemessen am Gesamtpaket sind die 60 Millionen Euro zur Gebäudesanierung im Budget der Stadtentwicklungsverwaltung da nur ein Päckchen. Aber selbst in dem steckt großes Potenzial, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Donnerstag bei einer Busfahrt durch die Stadt illustrierte.

Es ist eine Tour zu dankbaren Hausherren. Einer von ihnen ist Karsten Schomaker, Technikchef des Botanischen Gartens in Dahlem. Die FU-Einrichtung verfeinert seit Jahren ihr Energiemanagement, aber bei morschen Gewächshäusern, die auch im Winter 23 Grad warm sein müssen, reicht Cleverness allein nicht aus. Knapp eine Million Euro beträgt die jährliche Energierechnung. Für fünf Millionen werden jetzt beispielsweise die dünnen alten Gewächshausscheiben durch Isolierglas ersetzt. Schomaker rechnet die avisierte Energiekostenersparnis von 170 000 Euro pro Jahr in „sieben bis acht Gärtnerstellen“ um.

Während der Bus Richtung Deutsche Oper fährt, gibt Hermann-Josef Pohlmann, Referatsleiter Projektmanagement, eine Einführung ins Vergaberecht: Bei offenen Ausschreibungen würden die vom Architekt aufgelisteten Bauleistungen für alle Gewerke beschrieben. Interessierte Firmen – oft mehr als 30 – geben Angebote ab, die dann öffentlich ausgewertet werden. Bei kleineren Beträgen kann die Verwaltung „beschränkt ausschreiben“, also rund ein Dutzend registrierte Firmen zum Anbieten auffordern. Noch kleinere Beträge können „freihändig vergeben“ werden: Eine Handvoll Firmen bekomme ein paar Tage Zeit, ein Angebot vorzulegen. Die jeweiligen Preisgrenzen hängen von der Art des Vorhabens ab – und wurden fürs Konjunkturpaket teilweise verzehnfacht, damit die Aufträge möglichst schnell vergeben werden können; viele schon in den kommenden Monaten. Um Korruption zu erschweren, würden Vergabe und Baubetreuung von getrennten Abteilungen der Verwaltung gemanagt, die Daten anschließend veröffentlicht und elektronisch so abgespeichert, dass Computerprogramme nach Auffälligkeiten suchen könnten.

Während in der Deutschen Oper für mehr als sechs Millionen Euro die Fassaden gedämmt sowie Dach und Beleuchtung erneuert werden, bekommt der Friedrichstadtpalast auch eine Solarstromanlage aufs Dach. 30 Kilowatt Leistung sind zwar nicht Weltspitze wie die Girlreihe und die 2800 Quadratmeter große Bühne, aber sie vermeiden immerhin rund 25 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und senken die Stromrechnung des Hauses um einige tausend Euro. Um 20 Prozent soll der Bedarf an Strom und Wärme durch die Sanierung jeweils sinken. Der Palast sei 1984 von der DDR „mit sehr hoher Qualität und Kompetenz“ gebaut worden, sagt Intendant Berndt Schmidt, aber die Technik sei veraltet. Etwa die mächtigen Lüfter, die nur „an“ oder „aus“ sein können. Jetzt werden sie durch fein dosierbare Modelle ersetzt, deren Leistung auch über den CO2-Gehalt der Luft im Saal geregelt wird: Bei Bedarf – und nur dann – weht frischer Wind die abgestandene Luft hinfort. Damit steht der Palast symbolisch für klimapolitische Chancen, die es ohne Krise so nicht gegeben hätte.

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