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Kudamm Theater

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Kudamm-Bühnen: Wowereit lehnt Denkmalschutz ab

Der Streit um die Zukunft des Theaters und der Komödie am Kudamm spitzt sich zu. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat die Forderung, die Boulevard-Theater im Kudamm-Karree unter Denkmalschutz zu stellen, zurückgewiesen.

Im Kampf um den Erhalt der Bühnen am Kurfürstendamm kritisiert die Vorsitzende des Kulturausschusses Alice Ströver den Regierenden Bürgermeister. Wowereit habe es verpasst, die Theater unter Denkmalschutz zu stellen.  "Das haben wir schon hundert Mal diskutiert, auch im Parlament", sagte Wowereit in Berlin. Grüne und CDU dagegen unterstützen Theater-Direktor Martin Woelffer, der seit langem für seine Bühnen Denkmalschutz fordert. Die Häuser würden nicht unter Denkmalschutz gestellt, betonte Wowereit. Wenn der Senat sich dafür entscheiden würde, kämen mit Sicherheit Ersatzforderungen des Immobilienbesitzers auf ihn zu, fügte der Politiker hinzu. Ob die vom Abriss bedrohten Theater gerettet werden können, wollte Wowereit nicht beurteilen. "Das kann ich nicht sagen, ich habe lange keinen Kontakt mehr zur Familie Woelffer gehabt."

Die Grünen-Politikerin Alice Ströver wirft Wowereit Zynismus im Umgang mit der Zukunftsfrage der beiden Bühnen vor. Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus sagte, Wowereit habe dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm wider besseres Wissen seine Unterstützung zugesagt. Er habe gewusst, dass die garantierte Nutzung des Gebäudes durch die Theater aufgehoben gewesen sei. Ströver hatte nach eigenen Angaben durch Akteneinsicht herausgefunden, dass bereits unter dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) die Zweckbindung des Gebäudes für zwei Millionen Mark veräußert worden war. Diesen Vorgang habe Wowereit gekannt, aber weder den Theaterpächtern noch der Öffentlichkeit transparent gemacht. Wowereit hätte nach Ansicht Strövers die Theater unter Denkmalschutz stellen und damit retten können. Dies habe er in verantwortungsloser Weise versäumt.

CDU-Fraktionsmitglied Uwe Lehmann-Brauns unterstellte Wowereit einen "scheinheiligen Umgang" mit der Zukunft der Boulevard-Theater. "Mit großem Bedauern nehme ich den von der großen Koalition 1998 vorgenommenen Verkauf des Bestandsschutzes für die Kudammbühnen zur Kenntnis", sagte der Politiker. Damit sei der Zukunftsfähigkeit wichtiger Kultureinrichtungen erheblicher Schaden zugefügt worden. Dass Wowereit trotz des Wissens um dieses Verkaufsgeschäft vor allem im Wahlkampf des vergangenen Jahres den großen "Kümmerer" um den Erhalt der Bühnen inszeniert habe, sei peinlich. Lehmann-Brauns forderte den Regierungschef auf, die verbliebenen Möglichkeiten für einen Erhalt der Kudamm-Bühnen darzulegen und ernsthaft sicherzustellen, dass die beiden renommierten Theater Berlin erhalten bleiben. "Dazu ist es unter anderem notwendig, die Theater sofort unter Denkmalschutz zu stellen", betonte Lehmann-Brauns.

Michael Winckler[ddp]

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