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Reli

© Mike Wolff

Pro Reli: Zum Start bereit

Die Kirchen sehen sich gut vorbereitet auf einen Sieg bei der Volksabstimmung. Das Land müsste für die Lehrer eine eigene Referendarsausbildung anbieten.

Es sieht derzeit nicht gut aus für Pro Reli: Nach Angaben des Landesabstimmungsleiters Andreas Schmidt von Puskás gibt es beim aktuellen Volksentscheid rund 70 000 Anträge auf Briefwahl weniger als beim – letztlich gescheiterten – Bürgervotum über die Zukunft des Airports Tempelhof. Dennoch geben sich die Befürworter eines ordentlichen Unterrichtsfaches Religion weiterhin optimistisch. Und sie verweisen darauf, dass im Falle eines Sieges eine Änderung der jetzigen Rechtslage relativ leicht umzusetzen wäre – jedenfalls für den evangelischen und katholischen Unterricht.

„Die Rahmenlehrpläne könnten praktisch so bleiben wie sie sind“, sagt Kirchenschulrat Martin Spiekermann. Als sie vor einigen Jahren geändert wurden, habe man ja schon darauf gehofft, dass sich auch in Berlin am Status des Religionsunterrichts etwas ändere. Auch mit der Notengebung hätten die Lehrer sicher kein Problem. Er verweist darauf, dass auch jetzt schon im Religionsunterricht Noten gegeben werden – auch wenn sie bisher nicht relevant für die Versetzung seien. Zudem gebe es im Abitur die Möglichkeit, ein Thema aus dem Religionsbereich zu wählen, so dass die Religionslehrer hier sogar an relevanten Noten mitwirkten.

Auch das Katholische Erzbistum erwartet keine didaktischen oder inhaltlichen Probleme. Kirchenschulrat Rupert von Stülpnagel erinnert daran, dass Berlin die gleichen Rahmenpläne für katholische Religion hat wie Mecklenburg-Vorpommern, wo Religion ordentliches Unterrichtsfach ist und damit versetzungsrelevant benotet wird. „Aus dem Stand könnten wir Religion als Wahlpflichtfach unterrichten“, steht für von Stülpnagel fest.

Falls die Volksabstimmung für die Pro-Reli-Initiative am Sonntag erfolgreich ausgeht, wird mit einer Umsetzung ab dem Schuljahr 2010/11 gerechnet. Die Kirchen haben keinen Zweifel daran, dass sie trotz dieser knappen Frist genügend Lehrer hätten. Viele Lehrkräfte arbeiteten bisher nur auf Teilzeit und würden gern auf Vollzeit aufstocken.

„Wir könnten die bei uns angestellten Lehrer mit Gestellungsverträgen an das Land ausleihen“, beschreibt Spiekermann eine Möglichkeit, die bereits in einigen neuen Ländern praktiziert wird: Hier gab es nach der Wende noch keine staatlich ausgebildeten Religionslehrer, weshalb man zu dieser Möglichkeit griff. Die Länder zahlen dann je nach Anzahl der gegebenen Unterrichtsstunden – ähnlich wie schon bisher in Berlin üblich.

Der katholische Religionsunterricht wird bisher von 300 Lehrern erteilt, am evangelischen Unterricht sind etwa 800 Lehrkräfte beteiligt. Ihre Ausbildung ist sehr unterschiedlich. Inzwischen pensioniert sind jene Katecheten, die nur eine zweijährige Fortbildung absolviert hatten. Jetzt verfügen die meisten über ein mindestens vierjähriges Studium an den kirchlichen Fachhochschulen oder haben an einer Universität sogar Religion auf Lehramt studiert. Letzteres ist bisher eher die Ausnahme, müsste aber die Regel werden, falls Religion ordentliches Unterrichtsfach wird. Zudem müsste das Land eine eigene Referendarsausbildung anbieten. Bisher gibt es sie ausschließlich an den Fachseminaren der Kirchen, so dass angehende Lehrer mit zwei Fächern zurzeit zwischen den staatlichen und kirchlichen Fachseminaren pendeln müssen. Susanne Vieth-Entus

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