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Pro & Contra: Farbige Markierungen statt Parkverbotsschilder?

Hamburg malt Markierungen an die Bordsteinkante - das heißt: Achtung, Halteverbot! Berlins Stadtverwaltung schaut gespannt auf das Experiment. Taugt es auch für die Hauptstadt?

PRO

Wer kennt das nicht: Nach längerem Studium der vorhandenen Schilder stellt man das Auto ab in der Annahme, das Parken sei hier erlaubt – nur um bei der Rückkehr zum Wagen einen Strafzettel an der Scheibe zu finden. Und das Schild, dem das Verbot zu entnehmen war, stand fünf Meter weiter vorne. Da wäre doch eine Farbmarkierung am Kantstein eine echte Hilfe. Durchgezogene Linie hieße: hier totales Parkverbot entlang der gesamten Markierung. Gestrichelt: hier eingeschränktes Parkverbot. Das wäre einfach und eindeutig. Man könnte es beim Einparken sogar schon im Außenspiegel sehen. Kleine Bitte an die Verwaltung: Bitte jetzt nicht mit einem feinziselierten, überbürokratisierten System kommen (blaue Linie durchgezogen nur für Reisebusse, blau gestrichelt nur für Bierlieferanten vor Kneipen, orange durchgezogen für etc. etc.). Denn dann braucht man ja wieder ein Schild, das die Bedeutung der einzelnen Markierungen erklärt. In vielen anderen Ländern hat sich das System der Farbmarkierungen bewährt. Der Schilderwald würde gelichtet, das Stadtbild schöner, und Autofahrer wären entlastet, weil sie weniger Informationen gleichzeitig verarbeiten müssten. Den Blick zum Boden hat man als Berliner wegen der Hundehaufen ohnehin im Blut. Nur im Winter könnte die Aussage des Kantsteins unter dicker Schneedecke liegen. Aber wie oft schneit es denn schon in Berlin? Fatina Keilani

Contra

Man sieht es schon vor sich: Der schöne Gendarmenmarkt, rundherum angemalt mit gelben und orangefarbenen Streifen am Bordsteinrand. Dasselbe am Kudamm oder Unter den Linden. Die Park- und Halteverbotsschilder sind weg, aber die Stadt wird grellbunt angepinselt. Das klingt übertrieben, aber in Berlin ist das Parken oder Halten an so vielen Stellen verboten, dass es unehrlich wäre zu sagen, der dichte Schilderwald werde durch ein paar unauffällige Farbmarkierungen ersetzt. Außerdem werden viele Schilder trotzdem stehen bleiben, denn zeitlich befristete Halteverbote lassen sich nun mal nicht auf Bordsteine schreiben. Das hieße, man schaut erst nach unten auf den gelben Streifen, dann nach oben auf den Hinweis: Von 22 Uhr bis 6 Uhr frei. Die Verwirrung, die jetzt schon oft herrscht angesichts des Durcheinanders von – mehr oder weniger eingeschränkten – Park- und Halteverboten, wird dadurch sicher nicht kleiner. Besonders gastfreundlich wären die Markierungen auch nicht. Zwar kämen Italiener, Engländer oder Amerikaner damit wohl zurecht, weil sie diese Art von Parkverboten aus dem eigenen Land kennen. Aber schon bei der Farbe scheiden sich die Geister. Dagegen sind Straßenschilder ein universelles Kommunikationsmittel, sie werden von allen verstanden. Und darauf kommt es am Ende an. Das hindert den Senat ja trotzdem nicht daran, mit Schildern sparsam umzugehen. Ulrich Zawatka-Gerlach

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