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S-Bahn-Chaos: Mit Tee und Kristallkugel: Grüne trösten Fahrgäste

Ein Protest-Trupp der Grünen machte am Donnerstagmorgen seinem Ärger über die Zustände bei der S-Bahn Luft.

Es war wohl nicht der richtige Moment, um den Bahnbossen und ihren politischen Aufsehern die aufmüpfige Kraft der grünen Opposition vorzuführen. Denn am Donnerstagmorgen hatte die S-Bahn ihr Streckennetz weitgehend wieder in Betrieb genommen, und als die Aktivisten gegen acht Uhr vor dem Bahnhof Friedrichstraße ihre Thermoskannen auspackten, setzte der Eisregen ein. Auch die Ausstattung des Protest-Trupps wies auf den Improvisationscharakter der Aktion hin: Der auf ein langes Laken hingepinselte Bahnwaggon mit ein paar Sprüchen („Den nächsten Abfahrtstermin entnehmen Sie bitte Ihrer Kristallkugel“) sah ebenso stark nach Schülertheater aus wie die schief gesäbelten Handzettel.

Doch bitte, die Presse war gewarnt. „Der Termin ist insbesondere für die Bildberichterstattung geeignet“ hieß es in der Einladung – und so mühten sich die Grünen nun auch redlich, möglichst viele Bilder zumindest für die eigene Website zu produzieren. Jeder, der den Ausgang zur Georgenstraße passierte, wurde mit einem Pappbecher voll Tee – lauwarm und recht seltsam im Geschmack – gebremst und auf die Lage der S-Bahn angesprochen. Selten überschritt das Dialogniveau die Ja-Nein-Danke-Ebene, vermutlich auch deshalb, weil Spitzenkandidatin Renate Künast nicht am Start war und Abgeordnete wie Ramona Pop und Franziska Eichstädt-Bohlig nicht unbedingt als Diskussionsmagneten taugen. Ohnehin waren sich ja alle einig: Skandalös, das alles. Kaum einer der vorbeihastenden Fahrgäste wollte sich über die Forderungen zum Thema „S-Bahn-Chaos beenden!“ im Detail informieren lassen. „Wir wollen was unternehmen dagegen!“ „Ja, bin ich auch dafür!“

Was immer in den nächsten Wochen passiert: Der Impuls dürfte kaum von diesem Ereignis ausgegangen sein. Aber das wird man bei den Grünen sicher ganz anders einschätzen.

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