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Schrumpfende Senatsmehrheit: Benneter empfiehlt Wowereit Rot-Grün für Berlin

Freundschaftlicher Rat inmitten des Regierungschaos: Bundestagsabgeordneter Klaus-Uwe Benneter legt seinem Parteifreund Wowereit nahe, das Experiment rot-rot in Berlin zu beenden. Unterdessen formiert sich in der Berliner SPD weiter Widerstand gegen die Parteispitze. Die Koalition ist gefährdet.

"Wenn die Mehrheit der derzeitigen Koalition aus SPD und Linkspartei nicht mehr besteht, muss das Experiment beendet werden", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Benneter der "Rheinischen Post" mit Blick auf Wowereits schwindende Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Die aktuelle Situation ist "die beste Gelegenheit, um das rot-grüne Projekt mit neuem Leben zu erfüllen", fügte der ehemalige SPD-Generalsekretär hinzu.

Sozialdemokratinnen verärgert über Parteispitze

In der Berliner SPD wächst unterdessen weiterhin der Unmut über den Kurs der Parteispitze. Nachdem am Dienstag die SPD-Abgeordnete und frauenpolitische Sprecherin Canan Bayram ihre Partei und Fraktion verlassen hatte und zu den Grünen wechselte, erwägen nach Tagesspiegel-Informationen noch mehr SPD-Frauen, die Partei zu verlassen. Sollte eine der Kritikerinnen in der SPD-Fraktion sein und ebenfalls aus Protest einen Austritt erwägen, würde Wowereits Koalition die Mehrheit verlieren - nach Bayrams Wechsel verfügt die Rot-Rot nur noch mit einer Stimme über die Mehrheit.

Grund für den Protest der Sozialdemokratinnen ist das Vorgehen der Parteispitze nach der Neubesetzung des BVG-Vorstands im vergangenen Jahr. Wie auch Bayram sind die SPD-Frauen verärgert darüber, dass der Posten des BVG-Vorstands von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und dem damaligen Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) ohne Ausschreibung vergeben worden war - obwohl das 2006 geänderte Betriebsgesetz vorschreibt, Stellen in Organen auszuschreiben, wenn Frauen dort unterrepräsentiert sind. Während der Senat dieses Vorgehen als rechtmäßig verteidigt, bezeichnete Bayram dessen Argumentation als "nicht nachvollziehbar, widersprüchlich und rechtlich nicht haltbar." Auf dem SPD-Landesparteitag am 17. Mai wollen die Kritikerinnen beantragen, dass der BVG-Posten neu vergeben wird. Sollte der Antrag scheitern, werde es weitere Austritte geben, heißt es.

Linksfraktion steht weiter zur Koalition

Die Linkspartei sieht die rot-rote Koalition derzeit allerdings nicht gefährdet, die Berliner Linksfraktionschefin Carola Bluhm hat sich zuversichtlich über den Fortbestand der rot-roten Regierungskoalition gezeigt. Bluhm sagte am Mittwoch im RBB-Inforadio, in der Fraktionssitzung am Vortag hätten sich alle - auch die Skeptiker - zum rot-roten Projekt bekannt. Sie räumte ein, dass die Situation schwieriger geworden sei, weil die Koalition durch den Wechsel der SPD-Abgeordneten nur noch eine Stimme Mehrheit im Parlament habe.

Bluhm reagierte gelassen auf die Empfehlung des Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Uwe Benneter, seine Partei solle in Berlin nun eine Koalition mit den Grünen eingehen.

Wechselbergs Wechsel hätte Rot-Rot die Mehrheit gekostet

Canan Bayrams Austritt aus Partei und Fraktion hatte am Dienstag für Aufruhr im politischen Berlin gesorgt. Sie begründete ihren Wechsel zu den Grünen damit, dass sie insbesondere die Frauen- und Migrationspolitik der SPD nicht mehr mittragen könne. Mit ihrem Austritt verfügt die Koalition aus SPD und der Partei nur noch über eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme im Abgeordnetenhaus.

Am Dienstag wurde auch über einen möglichen Austritt des Linken-Abgeordnete Carl Wechselberg spekuliert. Würde er die Fraktion verlassen, verlöre der Senat unter Wowereit seine bisherige parlamentarische Mehrheit. Wechselberg erklärte auf einer Fraktionssitzung jedoch, er werde trotz der Kritik an seiner Partei in der Fraktion bleiben, wie eine Sprecherin der Linken-Fraktion mitteilte. Der als "Realpolitiker" geltende Finanzexperte Wechselberg beklagt insbesondere den Einfluss der Linken-Bundespartei auf die Politik in Berlin. Diese sieht die Regierungsarbeit in der Hauptstadt teilweise kritisch. (sba/AFP)

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