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Schule: Bildungsgutscheine sollen Eltern bei Schulwahl helfen

Verbände fordern den freien Zugang zu allen Schulen. Der Staat soll Kosten auch für private Träger übernehmen.

„Warum gilt Wahlfreiheit nur für Wohlhabende und nicht für alle?“ Diese ketzerische Frage hat nicht etwa die Linkspartei in die politische Arena geworfen, sondern ein Zusammenschluss gesellschaftlicher Organisationen wie Paritätischer Wohlfahrtsverband, Bürgerstiftung und der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Sie fordern Bildungsgutscheine für alle Kinder, die sie in einer öffentlichen oder freien Schule ihrer Wahl einlösen können. Vorbild sind die in Berlin bereits existierenden Kitagutscheine, die ebenfalls bei öffentlichen und freien Trägern eingelöst werden können.

Die Protagonisten der Idee kritisieren, dass Eltern mit geringem Einkommen kaum die Möglichkeit haben, eine Privatschule zu bezahlen. Sie sind somit auf die staatlichen Schulen angewiesen. Die aber seien mit ihrem „erstarrten Dienstrecht“ und dem „überbordenden System von Vorschriften“ nicht in der Lage, „gerade Kinder mit geringem Bildungskapital ausreichend zu fördern“. Die Lage werde noch dadurch erschwert, dass Eltern wegen der starren Einzugsbereiche nicht einmal zwischen staatlichen Schulen wählen können. Auch dieser Missstand werde durch Gutscheine behoben. Sie schlussfolgern, dass man allen Schichten den Weg zu allen Schulen ebnen muss . In Bezug auf die freien Schulen bedeutet dies, dass der Staat sie voll finanzieren müsste.

Bisher ersetzt das Land den freien Schulen nur 93 Prozent der Lehrer-Personalausgaben, was rund zwei Drittel der Gesamtkosten ausmacht. Die Aufwendungen für die Gebäudeanschaffung - und unterhaltung sowie für die Reinigung müssen die Schulträger aus ihrem Vermögen und durch die Gebühren und den Arbeitseinsatz der Eltern bestreiten. Das aber bedeutet, dass Eltern mit geringem Einkommen kaum Chancen haben. Lediglich die preiswerten konfessionellen Schulen sind für sie erschwinglich.

Während in der Vergangenheit lediglich die FDP ein Gutscheinsystem forderte und auf wenig Resonanz traf, hat der jetzige Vorstoß eine breitere Basis. Als Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist die ehemalige Ausländerbeauftragte Barbara John mit im Boot und auch die ehemalige grüne Schulsenatorin Sybille Volkholz, die im Auftrag des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) im Berliner Bildungswesen aktiv ist . John und Volkholz werden ihren Vorschlag morgen bei einer „Kooperationskonferenz“ vertreten, an der auch Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer beteiligt sind.

Der CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer hält die Bildungsgutscheine für eine gute Idee, die er unterstützt. Özcan Mutlu von den Bündnisgrünen fürchtet dagegen, dass bildungsferne Schichten von der Wahlfreiheit überfordert sein werden. Dem will Volkholz mit speziellen Beratungsangeboten begegnen.

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