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Schule: SPD geht beim Ethikunterricht in die Defensive

Auf scharfe Kritik sind Überlegungen der SPD gestoßen, das Pflichtfach Ethik auf die Grundschule auszuweiten. Hochrangige Vertreter der Sozialdemokraten sowie CDU und FDP distanzierten sich von diesem Vorschlag. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber sprach von einem „klaren Vertrauensbruch“.

Wie am Donnerstag berichtet, sucht die Koalition von SPD und Linkspartei nach einer Antwort auf das Volksbegehren, das Religion als Wahlpflichtfach installieren will. Auf die Frage, welche Antworten es da geben könne, hatte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Christian Gaebler dem Tagesspiegel gesagt, eine „Überlegung“ bestehe darin, „Ethik schon ab der ersten Klasse als Pflichtfach einzuführen“ und nicht erst ab Klasse 7 wie bisher.

Gestern nun ging Gaebler in die Defensive. Er betonte, dass die SPD „nicht die Konfrontation, sondern die Kooperation“ mit den Kirchen suche. „Aus unserer Sicht gibt es derzeit keinen Handlungsbedarf in der Grundschule“, betonte Gaebler, womit er seine „Überlegung“ quasi zurücknahm.

Der Sinneswandel kommt nicht unerwartet, denn innerhalb der SPD-Fraktion herrschte gestern große Empörung über die Äußerung des Fraktionsgeschäftsführers. „Dieser Vorschlag ärgert mich“, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Anja-Beate Hertel, die auch klar stellte, dass sie einem derartigen Vorhaben „definitiv nicht zustimmen werde“. Der Neuköllner Bildungsstadrat Wolfgang Schimmang (SPD) nannte Gaeblers Vorstoß „unprofessionell“. Die Berliner SPD suche anscheinend „verzweifelt Großgruppen, mit denen sie sich anlegen kann, um Kurt Becks 22 Prozent zu erreichen“. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) antwortete in der parlamentarischen Fragestunde dem CDU-Politiker Sascha Steuer, der Senat suche in der Auseinandersetzung um den Ethik-Unterricht „keinen neuen Streit mit den Kirchen“.

Dennoch steht Gaebler in der SPD offenbar nicht allein da. Diese „Drohung“ sei in der Vergangenheit auch von anderen hochrangigen SPD-Vertretern artikuliert worden, sagte der Geschäftsführer der Bürgerinitiative „Pro Reli“, Christoph Lehmann. Gaebler jedenfalls war gestern um Schadensbegrenzung bemüht. Er betonte, dass seine Fraktion schon lange nach Möglichkeiten suche, um die Kooperation von Ethik- und Religionslehrern auszubauen. Gedacht sei an die Finanzierung von sechs weiteren Stellen für Religionslehrer, die im Ethikunterricht etwas ber das Christentum erzählen könnten. Woher das Geld für diese verstärkte Kooperation zwischen Ethik- und Religionslehrern kommen soll, ist aber noch unklar.

Senatssprecher Richard Meng sagte zu den SPD-Überlegungen in Sachen „Ethik ab Klasse 1“, der Senat beobachte es „mit Interesse, wenn Parteien sich Gedanken machen“. Im Übrigen nannte er es „zumutbar“, dass Oberschüler, die Religionsunterricht wollen, außerdem zwei Stunden Ethik besuchen müssen.

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