zum Hauptinhalt

Studie: Prostituierte kämpfen gegen Bordellschließungen

Der Bundesverband für Sexuelle Dienstleistungen wehrt sich gegen die Schließung von Bordellen in Wohngebieten in Berlin. Eine von dem Verband in Auftrag gegebene Studie bestätigt, dass von den Betrieben keine Beeinträchtigung ausgeht.

Schon länger dauert der Streit um teilweise schon jahrzehntelang bestehende Etablissements in Privatwohnungen an. Im Juli war nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf den Prostituierten zugesichert worden, in Zukunft vorerst keines der Bordelle mehr zu schließen. Trotzdem ging Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) weiter gegen die Betreiber vor. "Wir sind eine Ordnungsbehörde und müssen gegen alle Bordelle in Wohngebieten vorgehen, von denen wir Kenntnis erhalten", verteidigte er sich gegenüber der "Morgenpost".

Nach geltendem Baurecht dürfen innerhalb eines Wohngebietes keine sexuellen Dienstleistungen angeboten werden, da dies dessen "Charakter beeinträchtigt", heißt es unter anderem in dem Gesetzestext. Im Klartext: Die Bordelle stören das Zusammenleben. Der Bundesverband für sexuelle Dienstleistungen sieht dies anders. Er gab eine Studie bei der renommierten Sozialwissenschaftlerin Beate Leopold in Auftrag. Diese überprüfte zehn der Betriebe und kommt laut "Morgenpost" zu dem Schluss: "Es gibt keine Hinweise auf Störungen. Die meisten Frauen arbeiten ohne Zuhälter - ohne Zwang und Gewalt."

Schwere Vorwürfe der Prostituierten

Leopold stellt sich damit hinter die im Verband organisierten Bordell-Betreiberinnen. Diese hatten in einer Pressemitteilung den Behörden schwere Vorwürfe gemacht: "Warum sollen nahezu ausschließlich von Frauen gegründete und geleitete Bordelle geschlossen werden? Wer will uns in die Hände einer Mafia treiben, die ähnlich wie in Hamburg oder Frankfurt die Prostitution beherrscht?"

Vorwürfe, die Gröhler nicht auf sich sitzen lassen will. Er habe in seiner Amtszeit zwölf Bordelle zugelassen, allerdings im Gewerbegebiet, betonte er im Gespräch mit der "Morgenpost". Dort seien diese erlaubt. Er sieht viel mehr den Gesetzgeber in der Pflicht, eine Lösung zu finden. Dieser hätte 2002 zwar die Prostitution als Gewerbe legalisiert, jedoch keine Nachbesserung am Baurecht vorgenommen: "Da hat sich Rot-Grün wohl angesichts von Wählerstimmen nicht rangetraut."

Florian Surek

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false