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Suchtprävention: Neue Kampagne gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen

Wieder hat die Berliner Polizei betrunkene Minderjährige aufgegriffen. Nun soll eine neue Kampagne Jugendliche vom exzessiven Trinken abhalten - und die Werbung für Alkohol eingeschränkt werden.

Sturzbetrunkene Jugendliche haben Polizei und Feuerwehr auch am vergangenen Wochenende wieder reichlich Arbeit verschafft. Doch nun unternimmt der Senat einen neuen Anlauf, junge Leute davon abzuhalten, sich zu betrinken. Am Mittwoch soll eine Kampagne mit dem Titel „Na klar!“ starten, die sich speziell an Jugendliche richtet. Schirmherrin ist Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke), deren Verwaltung die Kampagne mit der Fachstelle für Suchtprävention und den Bezirken plant. Den ersten großen Auftritt soll das Bündnis ab Freitag auf der Grünen Woche haben – Gewinnchance auf alkoholfreie Getränke und „typische Berliner Untersetzer“ inklusive.

Jährlich hingen rund 800 Sterbefälle in Berlin unmittelbar mit übermäßigem Alkoholkonsum zusammen, heißt es in der Gesundheitsverwaltung. Dabei sind indirekte Folgen wie tödliche Verkehrsunfälle oder Stürze nicht mitgezählt. Rund 550 000 Berlinern – also fast jedem Sechsten – attestiert die Verwaltung einen mehr oder minder problematischen Umgang mit Alkohol. Diese Zahlen bleiben seit Jahren relativ konstant, nun wartet Lompscher gespannt auf die Bilanz des vergangenen Jahres, soweit sie betrunkene Jugendliche betrifft.

Sabine Bätzing (SPD), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hatte in der vergangenen Woche Werbebeschränkungen für Alkohol gefordert: Entsprechende Werbung solle erst nach 20 Uhr erlaubt werden, weil sie nachweislich Kinder und Jugendliche verführe. Das sieht auch Lompscher so, die sich bereits im vergangenen Jahr bei ihren Länderkollegen für Beschränkungen eingesetzt hatte. Ein damals beschlossener Antrag forderte, auf Imagewerbung – beispielsweise mit Stars oder einem Lebensgefühl – zu verzichten und sich auf reine Produktwerbung zu beschränken. Der Deutsche Werberat wurde aufgefordert, darüber zu wachen.

Allerdings blieb es zunächst beim Appell. Jetzt kündigt Lompscher „weitere Schritte“ an, weil „freiwillige Regelungen bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht“ hätten. Ein Berliner Alleingang bei etwaigen Verboten ist nach Auskunft der Gesundheitsverwaltung aber nicht geplant. Ohnehin rechnet man offenbar mit heftigem Widerstand der einschlägigen Lobby. Viel wird auch von der „Komatrinker“-Bilanz für 2008 hängen, die Ende Januar vorliegen soll. Für die schweren Fälle gibt es vom Land bereits das Projekt „Nachhalt“, bei dem Jugendliche nach einer Alkoholvergiftung noch in der Klinik sozialpädagogisch betreut werden.

Die aktuellen Fälle sind typisch: Am Samstagabend bemerkten Passanten ein Mädchen in der Spandauer Ulmenstraße, das bei frostigen Temperaturen hilflos in einem Hauseingang saß. Ein Promille, lautete die Diagnose im Krankenhaus. Ein wenig später in derselben Straße gefundener Jugendlicher brachte es sogar auf 1,2 Promille. Er dürfte wohl von derselben Party gekommen sein, vermutet die Polizei. Beide wurden ihren Müttern übergeben.

Später in der Nacht, gegen halb zwei, machte dann in der Scharnweberstraße in Reinickendorf ein betrunkener 14-Jähriger auf sich aufmerksam, als er eine Fensterscheibe einschlug. Er kam ebenso ins Krankenhaus wie der 15-Jährige, der am Freitagabend auf einem Spielplatz in Hohenschönhausen gefunden worden war.

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