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Vertriebenenzentrum: Pro: Das Zentrum gegen Vertreibungen gehört nach Berlin

Für die Aufarbeitung des unvorstellbaren Leids von Vertreibungen gibt es eine Reihe denkbarer Standorte in Europa. Das zentrale Vertriebenenzentrum Deutschlands aber gehört nach Berlin, weil dieser Teil der Geschichte für unser Land von großer Bedeutung ist und gerade Berlin nach dem Krieg für Hunderttausende von Vertriebenen eine neue Heimat wurde.

Für die Aufarbeitung des unvorstellbaren Leids von Vertreibungen gibt es eine Reihe denkbarer Standorte in Europa. Das zentrale Vertriebenenzentrum Deutschlands aber gehört nach Berlin, weil dieser Teil der Geschichte für unser Land von großer Bedeutung ist und gerade Berlin nach dem Krieg für Hunderttausende von Vertriebenen eine neue Heimat wurde. Die internationale Einbettung des Zentrums gegen Vertreibungen können wir – auch aufgrund der geografischen Nähe zu den mittel- und osteuropäischen Nachbarn – am besten von Berlin aus gestalten.

Polen: das erste Opfer eines von Nazi-Deutschland entfachten Krieges

Anfang 2004 habe ich den Schriftsteller Ralph Giordano eingeladen, mich auf einer Reise nach Warschau zu begleiten. In Gesprächen mit Vertretern aller im polnischen Parlament vertretenen Parteien haben wir für ein Zentrum gegen Vertreibungen geworben. Es waren schwierige Gespräche. Wir haben dennoch Offenheit für das "Zentrum" vorgefunden, weil wir eindeutig klar gemacht haben, dass der polnische Nachbar das erste Opfer eines von Nazi-Deutschland entfachten Krieges war.

Es gibt eine unteilbare Humanitas: Ohne Vorgeschichte hätte es zwar keine Vertreibungen gegeben, doch diese Vorgeschichte rechtfertigt keine einzige Menschenrechtsverletzung an den Vertriebenen. Der polnische Bürgerrechtler Jan Josef Lipski hat das auf die Formel gebracht: "Das uns angetane Böse, auch das größte, ist keine Rechtfertigung und darf auch keine sein für das Böse, das wir selbst den anderen zugefügt haben."

Das alles wird im Zentrum gegen Vertreibungen deutlich werden. Mit dem designierten polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk hat jetzt erstmals auch ein führender Politiker unseres Nachbarlandes das geplante Dokumentationszentrum gegen Flucht und Vertreibung in Deutschland grundsätzlich gutgeheißen.

Was ist falsch daran, wenn in unserer Stadt ein solches Zentrum errichtet wird?

Nur die SPD tut sich mit dem geplanten Zentrum gegen Vertreibungen noch schwer. Die Berliner SPD möchte das Zentrum erst gar nicht in der Hauptstadt errichtet wissen. Dieses Zentrum wird die 50 Millionen Vertreibungen in ganz Europa im vergangenen Jahrhundert thematisieren, die aktuellen Vertreibungen brandmarken, aber auch einen klaren Schwerpunkt bei den Vertreibungen von 15 Millionen Deutschen setzen. Das Zentrum gehört nach Berlin, eingebettet in ein Netzwerk europäischer Zusammenarbeit. Es geht nicht um Neuschreibung der Geschichte, nicht um Aufrechnung – sondern um ein Stück ehrlicher europäischer Erinnerungskultur.

Friedbert Pflüger ist Vorsitzender der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Von 1991 bis 1998 war er Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.

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