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Vetretungslehrer: SPD streitet um Rechte von Frauenvertreterinnen

Innensenator Körting bekommt es jetzt mit seinen eigenen Genossen zu tun: Die Mehrheit der Bildungspolitiker in seiner Fraktion torpediert seinen Vorschlag, bei der Einstellung von Vertretungslehrern die Rechte der Frauenvertreterinnen einzuschränken.

Frauenvertreterinnen sollen ihr Beanstandungsrecht behalten, auch wenn es nur um befristete Einstellungen von unter sechs Monaten geht. „Die Bildungsfachleute sind der Ansicht, dass der Einspruch der Frauenvertreterinnen aufschiebende Wirkung behalten muss“, sagte gestern die SPD-Abgeordnete Felicitas Tesch auf Anfrage.

Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) ist da ganz anderer Ansicht: Er hält es für „verbohrt“, bei befristeten Einstellungen auf diesem Recht zu beharren: „Die Politik muss abwägen, was wichtiger ist: die schnelle Einstellung von Lehrern oder das Beanstandungsrecht der Frauenvertretung“, sagt Schimmang. Er bedauert, dass Tesch und andere „Körting und Zöllner in den Rücken fallen“. Selbst wenn es nicht oft vorkomme, dass die Frauenvertreter intervenierten, findet er angesichts des drohenden Unterrichtsausfalls, dass man alle nur möglichen Hindernisse aus dem Weg räumen müsse.

Wie berichtet, plant der Innensenator Änderungen des Personalvertretungsgesetzes. Sie sollen die Mitbestimmung der Personalräte und der Frauenvertreterinnen im öffentlichen Dienst einschränken. Die Linksfraktion hat bereits Bedenken angemeldet. Ob sich die SPD-Fraktion dem Votum ihrer Bildungsfachleute anschließt, wird sich auf der nächsten Fraktionssitzung zeigen.

Unterdessen schlagen sich die Schulen noch mit ganz anderen Probleme herum. Die neue Personalkostenbudgetierung, bei der die Schulen Geld für die Einstellung von Vertretungslehrern bekommen, wird von vielen Schulen als ineffektive Belastung empfunden. „Es war von Anfang an falsch, die Budgetierung auf alle Schulen auszuweiten“, meint etwa Ralf Treptow, Vorsitzender des Verbands der Oberstudiendirektoren; es gebe viel zu wenig passende Bewerber. Jüngstes Beispiel: Als er jetzt für sein Gymnasium in Treptow einen Vertretungslehrer für Deutsch/Geschichte suchte, waren zwar 42 Bewerber auf der Liste der Bildungsverwaltung, aber „ich habe alle 42 angerufen und keiner war verfügbar“.

Auch andere Schulen machen die Erfahrung, dass sie mit dem Bewerberpool nicht weiterkommen. Er fühle sich schon „wie ein Personalsachbearbeiter“, berichtet der Direktor des Zehlendorfer Werner-von-Siemens-Gymnasiums, Dirk Reich. Im Januar waren tageweise elf seiner Lehrer gleichzeitig erkrankt. „Gerade weil es so schwierig ist, muss man wenigstens die bürokratischen Hürden beseitigen“, beharrt Schimmang.

Auch bei Körtings reformiertem Personalvertretungsgesetz bleibt es übrigens dabei, dass bei befristeten Einstellungen der Personalrat zumindest gehört werden muss. Mitentscheiden darf er jedoch nicht mehr. Susanne Vieth-Entus

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