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Sportwagen XXL. Wowereit steckt viel Kritik für seine Limousine ein.

© Davids/Darmer

Umstrittener Dienstwagen: Wowereit bremst Umweltsenatorin aus

Mit seiner umstrittenen Wahl eines verbrauchsstarken Dienstwagens setzt sich der Regierende Bürgermeister über Senats-Vorgaben hinweg - und muss sich deshalb Kritik gefallen lassen.

Die Vorliebe des Regierenden Bürgermeisters für ebenso luxuriöse wie verbrauchsstarke Dienstwagen stößt nicht nur bei Umweltverbänden auf Kritik. Auch unter seinen Senatskollegen rumort es wegen Klaus Wowereits Wahl des BMW 750 Li als Arbeitsfahrzeug, dessen Verbrauch und CO2-Ausstoß wie berichtet überdurchschnittlich hoch sind. Denn der Sozialdemokrat ignoriert mit dem Fahrzeug – das wie alle anderen Dienstwagen geleast wird – die Umweltstandards seines eigenen Senats, wie sie die Verwaltung von Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) vor vier Jahren in einem Rundschreiben für ihre Regierungskollegen festgehalten hat.

„Der öffentliche Fuhrpark hat eine besondere Vorbildfunktion beim Einsatz sauberer und leiser Fahrzeuge“, heißt es in dem Brief von Umweltstaatssekretär Benjamin Hoff. Bereits im Jahr 2003 habe die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung alle Senatsverwaltungen, Bezirke und öffentlichen Betriebe aufgefordert, „nur noch Fahrzeuge mit dem bestverfügbaren Abgasstandard zu beschaffen“. Angesichts der Luft- und Lärmbelastung sowie wegen der zunehmend deutlich werdenden Gefahr der Klimaveränderung sollten „bei der Fahrzeugbeschaffung die CO2-Emissionen stärker als bisher berücksichtigt“ werden. Wowereits Wagen jedoch, der in der regulären Version knapp 100 000 Euro kostet und in Autotests als „Sportwagensänfte XXL“ bejubelt wird, ist mit seinem 407-PS-Motor im Vergleich eine Dreckschleuder, die pro Kilometer im Schnitt 266 Gramm CO2 ausstößt – mindestens 60 Prozent mehr als die Autos der meisten anderen Senatoren und fast dreimal so viel wie der Wagen von Umweltsenatorin Katrin Lompscher, ein Toyota Prius Hybrid.

Offiziell will die Umweltverwaltung Wowereits Autowahl nicht kommentieren. Man könne nicht von jedem Senator verlangen, einen Prius zu fahren, sagt Lompschers Sprecherin Marie-Luise Dittmar, da sich das umweltfreundlichere Auto zum Beispiel nur bedingt mit zusätzlichen Schutzpanzern ausrüsten lasse – außerdem sei der Hybridwagen in der Anschaffung erheblich teurer. Inhaltlich verweist Dittmar auf das besagte Rundschreiben aus ihrer Verwaltung.

Bei der Opposition fällt die Kritik expliziter aus: Wenn Berlin Vorreiter bei der „e-mobility“ sein wolle, also bei der Entwicklung und Nutzung schadstoffarmer Elektroautos, „dann sollten die Senatoren Vorbilder sein“, sagt der Grünen-Politiker Oliver Schruoffeneger. Der CDU-Umweltpolitiker Carsten Wilke spottet, Wowereit habe sich wohl von dem Motto „Protzen statt klotzen“ leiten lassen.

Wowereits Sprecher Richard Meng weist die Kritik zurück. Die Statistik der Umwelthilfe sei „unfair“, da sie nicht berücksichtige, dass manche Politiker der Sicherheit wegen schwerere Wagen benötigten. Ob bei Wowereit die Vorkehrungen aufwendiger sind als bei Innensenator Körting, dessen Dienst-Mercedes nur halb so viel CO2 produziert wie Wowereits Auto, konnte Meng mit Verweis auf geheime Sicherheitsbelange nicht sagen.

Ein weiteres positives Beispiel für den Klimaschutz gab am Dienstag Bundesforschungsministerin Annette Schavan: Sie übernahm eine elektrisch betriebene emissionsfreie A-Klasse E-Cell von Mercedes-Benz als Dienstwagen.

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