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Berlin: Landesrechnungshof Berlin: Wirtschaftsexperte und überzeugter Verwaltungsreformer

Der Landesrechnungshof Berlin bekommt einen neuen Präsidenten. Das Abgeordnetenhaus wählte gestern den 56-jährigen Wirtschaftswissenschaftler Jens Harms auf Lebenszeit in das Amt, das er am 1.

Der Landesrechnungshof Berlin bekommt einen neuen Präsidenten. Das Abgeordnetenhaus wählte gestern den 56-jährigen Wirtschaftswissenschaftler Jens Harms auf Lebenszeit in das Amt, das er am 1. Juli antritt. Aufgabe des Rechnungshofes ist es, den Umgang der öffentlichen Verwaltung mit knappen Steuergeldern zu kontrollieren. Noch ist Harms, und zwar schon seit 1989, Vize-Präsident des Hessischen Rechnungshofes. Dort hat er vor geraumer Zeit die amtierende Leitung übernommen, weil der Rechnungshofpräsident Udo Müller erkrankte und im Januar dieses Jahres starb.

43 Bewerber meldeten sich auf die bundesweite Ausschreibung des gut dotierten Postens (ca. 14 600 Mark monatliches Grundgehalt). Jens Harms stammt aus Halle, ging in Bremen zur Schule und studierte im österreichischen Linz, wo er 1974 zum Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften promovierte: mit Auszeichnung. Harms ist Sozialdemokrat. Sein Berufsleben begann er als Studienleiter der Evangelischen Akademie Arnoldshain in Hessen, deren Direktor er 1985 bis 1989 war.

Der Landesrechnungshof in Berlin hat seit Dezember 2000 keinen Präsidenten mehr, weil der Vorgänger von Harms, Horst Grysczyk, in den Ruhestand ging. Auch der amtierende Präsident, Hans-Joachim Kerkau, wird Ende Mai pensioniert. Der kunstsinnige Finanzexperte Grysczyk, der ebenfalls SPD-Mitglied ist, hat das Amt sehr politisch geführt und seine kritischen Einschätzungen der Haushaltslage und Finanzpolitik des Senats gern öffentlich kundgetan. Die Große Koalition tat sich zunächst schwer, einen Nachfolger zu finden. Doch am Ende fand sich die CDU mit der Tatsache ab, dass wiederum ein SPD-Mitglied den Rechnungshof führt. Immerhin konnte sie sich mit ihrem dringenden Wunsch durchsetzen, keinen Juristen, sondern einen Wirtschaftswissenschaftler ins Amt zu heben. Der Senat stimmte der Berufung von Jens Harms bereits Anfang April zu.

Dessen Spezialgebiete sind die Finanzkontrolle, die öffentliche Wirtschaft und die Haushaltsreform. Der künftige Rechnungshof-Chef hat Lehraufträge an Hoch- und Fachhochschulen wahrgenommen, zuletzt an der Technischen Universität Darmstadt. Schon 1971 erhielt er in Österreich den Karl-Renner-Preis für eine Studie über "Lasten und Grenzen der Staatsverschuldung".

Im hessischen Landesrechnungshof befasste sich Harms intensiv mit der Verwaltungsreform und bereitete im vergangenen Jahr eine vergleichende Prüfung von 80 hessischen Gemeinden vor. Dabei werden die Kosten für Schwimmbäder, Feuerversicherung, Sport und Kultur, die Wasserversorgung und -entsorgung sowie die allgemeine Verwaltung verglichen. Harms hat außerdem maßgeblich daran mitgewirkt, im eigenen Rechnungshof das kaufmännische Rechnungswesen einzuführen. Nebenbei berät er die Mongolei beim Aufbau einer Finanzkontrolle.

za

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