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Berlin: Landowsky spricht

Ex-CDU-Fraktionschef und Bankmanager bricht 15 Monate nach Prozessbeginn sein Schweigen

Klaus Landowsky wartete 15 Monate lang. Gestern ergriff er als letzter der aussagewilligen Angeklagten das Wort. „Die Beweisaufnahme hat Ihre Vorwürfe widerlegt“, sagte der ehemalige Bankmanager und frühere CDU-Fraktionschef in Richtung der beiden Staatsanwälte. Er könne nicht erkennen, wo er beim Aubis-Engagement seine Pflichten verletzt habe. Nach damaligen Erkenntnissen seien die Kredite für das Immobilienunternehmen „sachgerecht“ gewesen. Es hätten „positive Zukunftsprognosen“ vorgelegen.

Landowsky hatte bereits zu Beginn des Schlüsselprozesses um die Berliner Bankenaffäre die Vorwürfe zurückgewiesen. Er und zwölf weitere ehemalige Manager der Berlin Hyp müssen sich in dem Verfahren wegen schwerer Untreue verantworten. Sie sollen für die Vergabe von unzureichend gesicherten Krediten an Aubis verantwortlich sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, sie hätten Mitte der 90er Jahre bei der Bewilligung von insgesamt 240 Millionen Euro für Kauf und Modernisierung von Plattenbauwohnungen in Ostdeutschland gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen.

Landowsky sprach am Mittwoch stundenlang. Immer wieder ließ er einfließen, dass er ein Mann ist, der auf eine 30-jährige Banktätigkeit zurückblicken kann. Nie sei von Wertermittlungsanweisungen des Aufsichtsamtes abgewichen worden, nie sei ein Mitarbeiter „zu einer sachlichen Position genötigt“ worden.

„Zum Zeitpunkt der Kreditvergabe waren wir der Überzeugung, dass Aubis die Sache stemmt“, erklärte der 64-Jährige. Die Kreditentscheidungen seien zu einer Zeit des Aufbruchs in den neuen Bundesländern gefallen. Da sei von Leerstand nicht die Rede gewesen. Im Gegenteil, sagte Landowsky und zitierte die damalige Bundesregierung. Während die Anklage davon ausgeht, dass bei dem Aubis-Engagement die Bonitätsprüfung nicht ausreichend war, verwies Landowsky auf ganz anders lautende Gutachten. Es sei auch nicht sachgerecht, den Aubis-Konzern als unerfahrenen Sanierer abzutun.

Die verantwortlichen Manager hätten schlüssige Konzepte vorgelegt. Punkt für Punkt ging Landowsky das Aubis-Geschäft durch. Gutachten hätten „gute Gewinne“ erwarten lassen. Insgesamt sei Aubis für die Berlin Hyp ein großes Engagement gewesen, aber eines, „mit dem wir vom Umfang her Erfahrung hatten“.

Politisch motiviert, absurd, haltlos – so hatte Landowskys Anwalt bereits zu Beginn des langen Prozesses die Anklage bezeichnet.

Der Ex-Bankvorstand konzentrierte sich nun auf die fachliche Seite. „Eine Vermögensgefährdung kann ich nicht erkennen“, fasste er schließlich zusammen. Sein Verteidiger Wolfgang Müllenbrock schloss am Rande des Prozesses nicht aus, dass das Mammutverfahren noch in diesem Monat mit den ersten Plädoyers in seine Schlussphase gehen könnte.

Mit der Immobilienfirma Aubis hatte der größte Finanzskandal der Berliner Nachkriegsgeschichte begonnen. Zeitnah zu den umstrittenen Krediten war es zu einer Barspende der beiden Aubis-Manager Klaus Wienhold und Christian Neuling an die Berliner Christdemokraten gekommen.

Kerstin Gehrke

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