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Landwehrkanal

© dpa

Landwehrkanal: Auf großer Baumtour

Von beschriebenen Bettlaken, hässlichen Betonklötzen und gefällten Bäumen: An Bord der ersten Schiffsfahrt auf dem Landwehrkanal.

Der Startknopf ist grün. Der Mann mit der weißen Baseballkappe drückt ihn und sagt in sein Mikrofon: „Ich bin der Torsten, ihr Käpt’n für heute.“ Es nieselt. Die „Kreuzberg“ rauscht los, ihre Bugwelle schaukelt die Schwäne unter der Bar Ankerklause zur Seite. „Kopf einziehen!“ – die Kottbusser Brücke gleitet dicht über den Schirmen der 130 Fahrgäste vorbei.

Das Salonschiff Kreuzberg der Reederei Riedel ist das erste, das wieder auf große Brückenfahrt gehen darf. Am 22. Juni hatte das Wasser- und Schiffahrtsamt den Kanal bis Sonnabend gesperrt. Der Grund: umsturzgefährdete Bäume an den unterspülten Ufern. Inzwischen wurden einige gefällt, andere mit aufwendigen Konstruktionen gesichert. Anwohner protestierten vehement.

An der Admiralsbrücke. „Hände weg von unseren Bäumen“, steht auf einem Bettlaken an einem Haus am Fraenkelufer. „Leute, die Plakate mit Schreckensszenarien von kahlen Ufern nach der Sanierung aufhängen, müsste man verhaften“, sagt Kapitän Torsten Beyer. Der Reederei sei viel Geld durch die Sperrung verloren gegangen. Er selbst schipperte in den fünf Wochen auf der Spree, die Gäste verteilten sich da auf viel mehr Schiffe.

Großbeerenbrücke. „Das sieht ja fürchterlich aus“, ruft Fahrgast Rainer Bleckert. Er hat gerade Betonklötze am Tempelhofer Ufer entdeckt. Mit roten Bändern gefesselte Bäume sind mit Stahlseilen und Balken daran befestigt. Bleckert wohnt am Paul-Lincke-Ufer und kann sowohl Reedereien als auch Baumschützer verstehen: „Die Klötze gewähren uns zum Glück eine Atempause im Streit.“

Potsdamer Brücke. Erika Jakubassa fotografiert einen Baumstumpf: „Das sieht hier jetzt ganz schön kahl aus.“ Am Reichspietschufer wurde unter Polizeischutz besonders viel gefällt. Erika Jakubassa ist gerade aus New York in die Nähe des Kanals gezogen – wegen des Grüns.

Corneliusbrücke: Caroline Elias zeigt auf die Bäume dicht am Tiergartenufer. „Stimmt das eigentlich, dass alle Bäume gefällt werden, die weniger als drei Meter vom Wasser entfernt sind?“ Evelyn Bodenmeier hat eine Antwort parat: „Es gibt keine weiteren Fällungen“, sagt sie und nimmt im Bordrestaurant noch eine Gabel vom Rührei. Die PR-Fachfrau hat vor kurzem die Kommunikationsarbeit für das Wasser- und Schiffsamt in dieser Sache übernommen – bislang hatte die Behörde keine sehr geschickte Öffentlichkeitsarbeit.

Gerickesteg. Die „Kreuzberg“ ist jetzt auf der Spree unterwegs. Auf der linken Seite ist das Ufer fein säuberlich saniert: roter Backstein, gerade Bäumchen, geometrisch gezirkelter Buchsbaum. Es wirkt kahl und leer. „Was für ein Horror“, ruft Evelyn Bodenmeier. „So darf es nach der Sanierung am Landwehrkanal auf keinen Fall aussehen.“ 

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