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Landwehr

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Landwehrkanal: Der Kampf um jeden Stamm

Streit am Landwehrkanal: Das Schifffahrtsamt hält weiter an den Fällungen der Bäume fest. Die Bürgerinitiative zeigt Alternativen auf.

Im Streit um die Bäume am Landwehrkanal sind die Fronten verhärtet. Das zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) besteht darauf, dass 41 Bäume an der sanierungsbedürftigen Wasserstraße weg müssen. Die Baumschützer wollen das unbedingt verhindern und argumentieren, das Amt habe jahrelang die Instandsetzung des Kanals verschleppt, nun müssten die Bäume für den Fehler fallen. Zwischendrin steht die Reederei Riedel, die ihren Heimathafen im Landwehrkanal hat und durch die Vollsperrung für den Verkehr besonders betroffen ist: 135 Arbeitsplätze seien in Gefahr, sollte der Kanal nicht schnell wieder befahrbar sein.

Und auch politisch schlägt der Streit hohe Wellen. Die Bündnisgrünen kämpfen mit den Baumschützern und der Bürgerinitiative für die Erhaltung der Bäume, die SPD versucht zu vermitteln, die FDP verlangt hingegen die sofortige Öffnung des Kanals und sieht im Engagement der Bürgerinitiative „puren Egoismus“. Eine Informationsveranstaltung im Rathaus Kreuzberg, die zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch andauerte, sollte am Sonnabend die Fronten aufweichen. Im Vorfeld sah es aber nicht danach aus.

Das liegt schon an den unterschiedlichen Sichtweisen auf den Kanal. Für das WSA, die Reederei und die FDP ist sie eine wirtschaftlich bedeutsame Wasserstraße, deren Befahrbarkeit vor allem durch die Schiffe des Weißen Flotte gewährleistet bleiben muss. Grüne, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und die Bürgerinitiative sehen in dem Kanal jedoch in erster Linie ein wichtiges Biotop, eine Klimaschneise im dicht bebauten Innenstadtbereich, und obendrein glauben sie den Argumenten des WSA nicht, dass die Sicherheit am Landwehrkanal nur durchs Absägen der zum großen Teil über hundert Jahre alten Bäume zu gewährleisten ist.

Ihre Vorschläge: Sicherungsseile sollen wackelige Bäume halten, Gegengewichte an den Wurzeln die Standfestigkeit garantieren. Die WSA hält dagegen, dass diese Maßnahmen bei weitem nicht ausreichend genug seien. Die Baumschützer haben aber auch darüber hinausgehende Ideen für die Zukunft entwickelt: Statt Motorschiffen sollten nur noch Solarboote und Floße durch den Kanal schippern, um die Bäume zu schützen. Die Mitglieder der Bürgerinitiative kontrollieren jetzt ganz genau das Geschehen am Landwehrkanal und wollen sofort eine Telefonkette starten, sobald ein Containerschiff mit Arbeitern dort anlegt.

Solange sich am Landwehrkanal nichts tut und die Baumschützer in jede Krone klettern, an die eine Säge angesetzt werden soll, bleibt das WSA stur und der Kanal für den Verkehr voll gesperrt.

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