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Landwehrkanal

© Heitmann

Landwehrkanal: Kampf um jeden Baum

Die geplante Baumrodung am Landwehrkanal erhitzt die Gemüter. Jetzt mischen auch die Naturschützer von Robin Wood mit. Vom Wasser- und Schifffahrtsamt wurde indes die Zahl der zu fällenden Bäume auf 34 reduziert.

Die Zahl der Bäume, die am Landwehrkanal gefällt werden sollen, ist gesunken – doch das Engagement der Baumschützer aus dem Kreuzberger Kiez nimmt unablässig zu. Gestern spannten Aktivisten von Robin Wood ein Plakat mit der Aufschrift: „Schützen statt fällen – Kampf um jeden Baum“. Und weil die Naturschützer sich das Gewässer symbolisch zurückerobern wollten, sprangen Hartgesottene sogar in Badekleidung ins Wasser. Ob der Protest Erfolg hat, wird sich zeigen: Heute legt das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) „Details zur Gefahrenabwehr an der unterspülten Uferbefestigung“ vor, kündigte WSA-Expertin Mareike Bodsch an.

Nach der ersten Schätzung waren es 200 über 15 Meter hohe Bäume, die fallen sollten. Einem WSA-Gutachten zufolge droht ihr Gewicht das Ufer abzusenken, Schiffspassagiere und Spaziergänger könnten erschlagen werden. Nach ersten Untersuchungen am Kanal sind noch 34 Bäume zur Fällung vorgesehen, weitere 39 Bäume werden genauer geprüft. Mindestens 130 Millionen Euro wird die Sanierung des Kanals kosten. Seit Mittwoch gilt wegen Umsturzgefahr der Bäume ab Windstärke sieben Fahrverbot für Schiffe. Lutz Freise von der Reederei Riedel sagte, dann müsse man aber im gleichen Zuge auch die Uferwege sperren.

Alternatives Nutzungskonzept: gestakte Spreekähne statt motorisierte Dampfer

Die Baumschutz-Bürgerinitiative (BI) regt nun an, das Land selbst solle „einen der längsten denkmalgeschützten Grünzüge Berlins“ übernehmen. So eine Übertragung wäre möglich, ist aber wegen der hohen Folgekosten illusorisch, hieß es bei der Stadtentwicklungsverwaltung. BI-Initiator Arno Paulus fordert zudem, „den Kanal als Bundesverkehrsweg zu entwidmen“. Statt hochmotorisierte Dampfer fahren zu lassen, könnten Touristen auf „Spreekähnen gestakt werden, die Region zu einer Art Klein-Venedig werden“. Nach Schätzungen der BI sind 500 000 Anrainer betroffen – einige davon treffen sich täglich um 18 Uhr auf Admiral- und Pannierbrücke. Die Grünen haben eine Kleine Anfrage im Bundestag gestellt.

Doch für die Rettung der Bäume stehen die Chancen schlecht. Stahlseilstützen und Spundwände seien keine Lösung, sagt Mareike Bodsch. Man habe eine Baugrunduntersuchung ausgeschrieben, da noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Grund liegen – daher dürfen auch nur Schiffe mit geringem Tiefgang fahren. Stadträtin Jutta Kalepky (parteilos) sagte, der Bezirk lehne die Fällungen ab. Jetzt geht es um drei Linden nahe der Großbeerenbrücke. Anwohner trainieren nun zivilen Ungehorsam durch Anseilen in Bäumen.

Annette Kögel

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