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Lichtsinfonie am Start. Zur Eröffnung der Langen Nacht der Museen wurde das Kulturforum spektakulär beleuchtet. Von dort fuhren die Shuttles in alle Richtungen. Foto: Peters

© Guenter Peters

Lange Nacht der Museen: Ins rechte Licht gerückt

Vom Flugsimulator bis zu Computerspielen: Auch die neuen Orte der Langen Nacht der Berliner Museen lockten am Samstag Tausende an. "Körper trifft Seele" lautete das Motto.

Noch 100, dann 50 und plötzlich nur noch 30 Meter bis zum Boden. Vor dem Cockpit kommt das helle Band der Tempelhofer Landebahn rasch näher. Dann setzt die Boeing 737-700 sanft auf, rollt langsam aus und kommt zum Stehen. Der Pilot Dean Masson lächelt entspannt. „Reine Routine“, sagt der 22-Jährige, der in Kürze seine Verkehrspilotenausbildung beendet.

Eine lange Schlange von Besuchern wartet bei Minusgraden vor der Tür des Flugsimulators Berlin in Wedding, dabei hat die 28. Lange Nacht der Museen noch nicht einmal offiziell begonnen. Die meisten Wartenden wissen sogar, dass sie an diesem Samstagabend keinen der über 24 000 vom Simulationsprogramm angebotenen Flughäfen selbst anfliegen können. Und auch nur mit Glück dürfen sie als Gewinner eines Quiz kurz neben dem Piloten der 1967 gebauten Boeing Platz nehmen, die 1998 eine Bruchlandung erlitt und seit 2008 allen Interessierten und Piloten für Simulationsflüge zur Verfügung steht. Dennoch harren die Besucher in der Kälte aus wie Claudia Hoffmann aus Steglitz. „Wäre ich besser in Mathe gewesen, hätte ich gern eine Pilotenausbildung gemacht“, sagt die 39-Jährige.

Das Motto der Langen Nacht, bei der wieder tausende Menschen mit Shuttle-Bussen auf verschiedensten Entdeckungstouren unterwegs waren, lautet „Körper trifft Seele“. Das beginnt schon mit der spektakulären Lichtinstallation am Kulturforum, wo die Shuttle-Busse zu den verschiedenen Entdeckungstouren starten. Die Kunstmuseen zeigen Gemälde zu diesem Thema, andere Häuser wie das Jüdische Museum und das Hanfmuseum locken mit Verwöhnangeboten. Um die Seele geht es für viele Besucher auch beim Fliegen. Weil einmal selbst fliegen für viele der größte Traum ist.

Wie der Flugsimulator ist auch das neue Computerspielemuseum im früheren Café Warschau an der Karl-Marx-Allee zum ersten Mal unter den rund 70 Veranstaltungsorten der Langen Nacht dabei. Auch hier hat sich eine lange Schlange an der Kasse gebildet. Drinnen schieben sich die meist männlichen Besucher an Schautafeln, Vitrinen und Filmmonitoren vorbei, die unter anderem über die Geschichte von Heim- und Sportvideospielen informieren. Nur wer Glück und Geduld hat, kann einen Joystick ergattern. So wie Norman und Christian aus Prenzlauer Berg, die mit konzentriertem Gesichtsausdruck auf einem Schwarz- Weiß-Bildschirm eine Art minimalistisches Tennis spielen, ein Computerspiel aus den 70er Jahren. „Wir treffen unsere weibliche Begleitung erst später, daher fangen wir mit diesem Museum an“, erklären die 28-Jährigen kurz zwischen zwei Games.

Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite feiert auch das Café Sibylle Premiere bei der Langen Nacht. Hier ist es wesentlich ruhiger und angenehm warm. Etwa 20 Besucher sind in der Ausstellung über die Geschichte der Karl-Marx-, ehemals Stalinallee. Bei manchen wie bei Rainer Clemen weckt sie rege Erinnerungen. „Schau mal, Casino-Zigaretten. Man, was haben die gestunken“, sagt Clemen zu seiner Begleiterin. Dann freut er sich, als er eine Dose „Henri Bonbons“ aus seinen Kindertagen entdeckt. „Also meine Seele ist bereits gut getroffen“, spielt der 56-Jährige lächelnd auf das Motto der Nacht an. Eva Kalwa

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