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Berlin: Lange Nacht der Museen: Lieblingsstücke

Sabine Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Spandovia Sacra: "Immer, wenn ich helfe, eine Ausstellung hier im kirchlichen Museum vorzubreiten, brauche ich unsere Stadtchronik - mein Lieblingsstück. Der Pfarrer Daniel Friedrich Schulze hat sie um 1780 verfasst.

Sabine Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Spandovia Sacra: "Immer, wenn ich helfe, eine Ausstellung hier im kirchlichen Museum vorzubreiten, brauche ich unsere Stadtchronik - mein Lieblingsstück. Der Pfarrer Daniel Friedrich Schulze hat sie um 1780 verfasst. Schweinchen nennen wir Schulze auch, warum, sehen Sie auf seinem Porträt hinter mir. Was er geschrieben hat, ist so spannend, dass ich die Chronik, natürlich nicht das Original, oft mit nach Hause nehme, um im Bett zu schmökern. Schulze erzählt von Morden unter Soldaten der hiesigen Garnison, die wirklich ekelhaft sind! Freunde von mir haben den Pfarrer Splatter-Schulze getauft."

Nikolaos Kremetis ist Wächter im Naturkundemuseum: "Fünf, sechs Mal am Tag komme ich an Bobby vorbei. Das ist unser Gorilla. Wenn Sie in die zoologische Abteilung gehen und dann rechts finden Sie ihn ganz hinten in seinem Glaskasten. Da sitzt er ganz allein, wie traurig. Man kann am Gesicht sehen, dass Bobby jung gestorben ist. Er war erst zehn Jahre alt, Gorillas sterben normalerweise mit 30. Er war zu fett, doch ja, er hat 266 Kilo gewogen wegen einer Hormonstörung. Dies ist übrigens eine Dermoplastik von ihm, sehr lebensecht. So wird auch Kiri, der kleine Elefant, zurzeit präpariert. Der kommt Ende des Jahres, vielleicht leistet er dann Bobby Gesellschaft."

Hans Ottomeyer ist Direktor des Deutschen Historischen Museums: "Mein Lieblingsstück habe ich extra aus dem Safe holen lassen. Es ist dieser goldene Pokal, der um 1540 in Nürnberg entstand. Im vergangenen Jahr habe ich ihn für 1,8 Millionen Mark von einem Bremer Kunsthändler gekauft. Acht Jahre lang bin ich um ihn herumgeschlichen und habe nicht zu fragen gewagt, was er wohl kosten mag. Es ist aus Silber, aber vergoldet, in Form eines Flaschenkürbisses. Sehr interessant, denn dies ist einer der ersten Verweise auf die neue Welt - nur dort gab es damals Kürbisse. Pokale wie dieser wurden selten gefüllt, manchmal zum Willkommen eines Gastes. Eigentlich könnten wir ihn in der Langen Nacht ausstellen. Ja, gute Idee! Schreiben Sie, dass er im Kronprinzenpalais erstmals zu sehen sein wird!

Kai Gruzdz ist Gründer des Museums Blindenschule Otto Weidt: "Mein Lieblingsstück ist diese Bürste, die, an der ein paar Borsten fehlen. Sie ist ein Geschenk von Hans Israelowicz, einem Juden, den Otto Weidt hier in seiner Blindenwerkstatt an der Rosenthaler Straße vor den Nazis beschützt hat. Wie Dutzende anderer Juden zwischen 1940 bis 1945. Herrn Israelowicz habe ich kennen gelernt, als ich mit einigen anderen Studenten der Museumskunde vor zwei Jahren den Hof säuberte. Da kam ein alter Herr herein. Jahrzehntelang hatte er die Gegend gemieden und ausgerechnet an diesem Tag kam er! Die Begegnung hat mich sehr angerührt. Die Bürste ist das letzte Stück, das Hans Israelowicz in der Weidt-Werkstatt gefertigt hat"

Margret Pohl ist Holzrestauratorin im Ägyptischen Museums: "Gucken Sie mal hinein, in den Aufbau auf dem Bootsdeck. Sehen Sie die weiß gekleidetet Gestalt? Das ist Mentu-Hotep, naja, er soll es sein, als Totenfigur. Dieses Schiff wurde ihm nämlich mit ins Grab gegeben. Mentu-Hotep hat im Mittleren Reich gelebt, also etwa 1900 Jahre vor Christus. Als er starb, gab man ihm für das Leben nach dem Tod Dienerfiguren mit und auch dieses Schiff samt 16 Ruderern, das in natura rund elf Meter lang war. Am Rumpf muss ich ab und zu die Malerei wieder befestigen, das dauert. Aber weil das Schiff so lebensecht wirkt, kann meine Fantasie dabei ein wenig in Mentu-Hoteps Zeit spazieren gehen."

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