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Reif fürs Museum. Selbstverständlich steht auch der Schinkel-Bau am Lustgarten auf dem Programm der 27. Langen Nacht der Museen.

© ddp

Lange Nacht der Museen: Tango, Voodoo und Buchstabenregen

Zur 27. Langen Nacht der Museen öffnen am Sonnabend 92 Ausstellungsorte bis 2 Uhr morgens. Im Mittelpunkt steht Lateinamerika. Auch fünf Synagogen sind erstmals mit dabei.

Es wird regnen am Sonnabend. Das ist sicher. Und doch ist eine laue, trockene Nacht nicht ausgeschlossen. „Ich wünsche mir schönes Wetter für die Lange Nacht der Museen“, das hat jemand auf einen silbernen Zettel geschrieben und ihn an einer Vodoopuppe befestigt, die in einem Konferenzraum des Deutschen Historischen Museums schon mal für die Lange Nacht werben soll. Das fast menschengroße Monstrum in Trekkinghose ist sozusagen ein Kundschafter der Voodoo-Ausstellung in den Museen Dahlem, einem von 92 Häusern, die am Sonnabend von 18 bis 2 Uhr geöffnet sind und ein besonderes Programm anbieten mit Führungen, Performances, Sonderausstellungen, Musik und Literatur. Zum ersten Mal sind auch fünf Synagogen dabei.

Trotz Wunsch und Voodoo wird es Regen geben – in der 27. Nacht der Museen am 28. August: Eine halbe Stunde lang wird es Wörter, Silben, Buchstaben und Reime regnen, auf Deutsch und Spanisch beim „Poetry Rain“. Ein Hubschrauber wird ab 20 Uhr über dem Lustgarten kreisen – und 100 000 Lesezeichen mit Gedichten von 80 Schriftstellern aus Deutschland und Chile abwerfen. Das Ganze ist eine Aktion der chilenischen Künstlergruppe „Casagrande“, der Literaturwerkstatt Berlin und des chilenischen Kulturministeriums. Es soll ein Statement gegen Krieg sein, eine Friedensbotschaft.

Anlass ist aber vor allem das sogenannte „Bicentenario“: Vor ziemlich genau 200 Jahren wurde Chile unabhängig, ebenso wie zehn andere lateinamerikanische Staaten. Deshalb richtet die Lange Nacht der Museen in diesem Jahr ihr Hauptaugenmerk auf diese Region: Im Anne-Frank-Zentrum findet um 20.15 Uhr eine Lesung über jüdische Gauchos statt. Im Blindenmuseum „taktile Karten“ von Mittel- und Südamerika und Tango-Vorführungen eines Sehbehinderten, denn auch Argentinien gehört zu den Geburtstagskindern. Und so findet man überall in den Museen den Tango: Im Ibero-Amerikanischen Institut ist ein Konzert zu hören (22.30 Uhr). Um kurz nach Mitternacht wird dort ein mexikanischer Film über einen einhändigen Violinspieler gezeigt (El violín) und im Jüdischen Museum eine Dokumentation über „Tango, story with jews“. Im Kunstgewerbemuseum im Kulturforum trifft Tango auf Jazz. Und im Museum für Kommunikation kann man ab 21.45 Uhr einer Tango-Performance zusehen, oder ab 23 Uhr Samba lernen .

Tanz aus dem Süden gibt es auch im Lustgarten: Für Mitternacht sind „Katalanische Teufel vor dem Berliner Dom“, angeführt von „Luzifer“ persönlich, angekündigt. Die Berliner Vertretung der Region in Spanien hat ein „pyrotechnisches Spektakel“ organisiert – einen „Katalanischen Feuertanz“, in seinem Ursprungsland „Correfuoc“ genannt. Zu sehen sind Feuer speiende Ungeheuer, dazu wird getrommelt. Solche Spektakel gehören seit Jahrhunderten zur katalanischen Tradition – dort normalerweise als Prozession, in Berlin bleiben die Feuerteufel nur im Lustgarten und erwarten auch nicht, dass das Publikum wie in Katalonien mittanzt.

Geschichte im Blick. Das Deutsche Historische Museum lädt zum Studium der Vergangenheit ein.
Geschichte im Blick. Das Deutsche Historische Museum lädt zum Studium der Vergangenheit ein.

© IMAGO

Auch im Motorradmuseum am Alexanderplatz wird es heiß, aber in etwas bescheidenerem Rahmen: Dort wird gegrillt. Und in den ethnologischen Museen in Dahlem sind in jener Nacht die Geister Haitis zu Gast – wie von der Wunsch-Voodoo-Puppe angekündigt. Korrekt heißt die Ausstellung dort : „Vodou“. Um den Besuchern diesen Kult aus religiösen Praktiken aus Westafrika, indianischen Glaubensvorstellungen und Elementen des Christentums nahezubringen, gibt es etwa eine „Vodou-Lounge“ und einen Tanzworkshop auf Rollerblades.

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