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Berlin: Lange Nacht im Kerzenlicht

Im ehemaligen Metropol-Theater eröffnete gestern der Club „Goya“ – und viele Gäste fanden ihn viel kleiner, als sie erwartet hatten

„Endlich“, sagte eine aufwändig angezogene Besucherin, „endlich mal ein Laden, in dem man ein tolles Kleid anziehen kann“. Das „Goya“ am Nollendorfplatz bietet mit seinen Treppen und Türen, Bühnen und Bars in der Tat den richtigen Rahmen für Auftritte jeder Größenordnung – am Donnerstagabend allerdings gingen sie schon früh im Gedrängel unter. Der viel beraunte neue Nachtclub feierte Eröffnung, und es schien, als wolle halb Berlin nachsehen, was sich der Gründer Peter Glückstein da ausgedacht hat. Irgendwie kleiner als erwartet, sagten viele, von den ersten Fotos etwas verwirrt, doch es zieht sich nach oben. Hinter den Galerien im ersten und zweiten Stock tun sich immer neue Bars auf, eine gestaltet wie eine Sauna mit Fichtenholzbrettern, eine andere grün gefliest – doch das sind eher Ergänzungen des klassisch in weiß gehaltenen großen Saals mit den geschwungenen Galerien und der rund herum gezogenen Bar.

Hans Kollhoff, der verantwortliche Architekt, ragte folglich heiter in der Mitte des Gedränges auf, bisweilen angefrotzelt von Kollegen wie Jan Kleihues oder Staatssekretär Hans Stimmann, die ihn in Debatten über Details der Gestaltung verwickelten. Die Aktionäre, die den Bau mitfinanziert haben und denen später der zweite Stock ganz allein vorbehalten sein soll, mischten sich für den ersten Abend unters Fußvolk, man sah zunächst nur ein paar bekannte Gesichter, Vadim Glowna, die Brauner-Familie, den Schauspieler Ralph Herforth, dazu eine große Auswahl der üblichen Verdächtigen aus der Club-Szene, aber auch auffällig normale Zeitgenossen in Jeans und Pullover, die schon am ersten Abend Glücksteins Versprechen realisierten, man wolle eine unelitäre Einlasspolitik pflegen. Hunderte von echten Kerzen in den Kronleuchtern schafften eine heimelige Atmosphäre; dass sie manchem Gast auf den Anzug tropften, dürfte eine Kinderkrankheit gewesen sein.

Spanischer Sekt, dem Gastronomie-Konzept angemessen, floss reichlich, während die Küche Mühe hatte, sich zu profilieren – es war draußen einfach zu eng für die Kellner, die in ihren grauen Uniformen aussahen wie die Techniker, die in James-Bond-Filmen dem Bösewicht beim Start der Atomraketen helfen. Dies aber war nur der Start in eine lange Nacht mit garantiert glücklichem Ausgang. Beweisen muss sich der neue Berliner Treffpunkt erst, wenn die Eröffnungsnächte Geschichte sind.

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