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Berlin: Langes Wochenende begann mit Verkehrschaos

Große Staus nach Unfall auf der Stadtautobahn Liegengebliebener Zug blockierte S-Bahn-Verkehr

Nach einem tödlichen Unfall auf der Stadtautobahn war das Verkehrschaos gestern zeitweise so groß, dass nichts mehr voranging. Und am Nachmittag ging dann auf der Stadtbahn bei der S-Bahn nichts mehr. Der Verkehr zwischen den Stationen Friedrichstraße und Alexanderplatz musste von 16.35 Uhr bis 17.45 Uhr komplett eingestellt werden, weil Fahrgäste aus einer liegengebliebenen S-Bahn eigenmächtig ausgestiegen waren. Zur Sicherheit ließ die S-Bahn daraufhin den Strom auf diesem Abschnitt abschalten, was zu einem Chaos im Zugverkehr führte.

Gegen kurz nach sechs Uhr war eine 34-jährige Motorradfahrerin aus Dallgow in Brandenburg auf der Rudolf-Wissell- Brücke verunglückt. Die Frau fuhr in Richtung Norden und prallte kurz vor der Ausfahrt Siemensdamm gegen die Betonwand, die die Fahrbahnen teilt. Sie wurde dabei 50 Meter durch die Luft auf die Gegenfahrbahn geschleudert. Dort erfasste sie ein Taxifahrer. Sie war sofort tot.

Warum die Motorradfahrerin gegen die Spitze des Fahrbahnteilers prallte, ist noch unklar. Auch, wie schnell sie war, konnte die Polizei nicht sagen. Zeugen hätten aber ausgesagt, sie sei nicht schneller als Tempo 80 gefahren. „Es dauert mindestens eine Woche, bis wir Ergebnisse zur genauen Unfallursache haben“, sagte ein Polizeisprecher. Die vierstündige Sperrung sei nötig gewesen, um den Unfallhergang zu rekonstruieren.

Die Polizei sperrte die Rudolf-Wissell- Brücke und auch die Auffahrten Spandauer Damm, Heckerdamm und Beusselstraße. Nicht nur Berufstätige kamen dadurch erheblich später zur Arbeit, auch Fluggäste auf dem Weg nach Tegel waren von den Staus betroffen. Viele hätten ihre Flüge verpasst, sagte ein Sprecher. Allein bei Air Berlin seien 70 Passagiere betroffen gewesen, die aber auf spätere Flüge umgebucht werden konnten. Wie die Polizei berichtet, habe ein Mann aus Kasachstan eine unkonventionelle Lösung gefunden, um seinen Flug nach Hamburg zu bekommen: Er joggte über die Autobahn zum Flughafen. „Er hat sich während des Staus im Taxi seine Sportsachen angezogen, ist ausgestiegen und losgerannt“, sagte ein Sprecher. Den Taxifahrer habe er gebeten, das Gepäck hinterherzubringen, sobald der Stau vorbei sei. Der Kasache erreichte seinen Flug rechtzeitig.

Die Polizei hob die Sperrung der Stadtautobahn gegen elf Uhr wieder auf. Es habe trotzdem mehrere Stunden gedauert bis sich der Verkehr normalisiert habe, sagte ein Sprecher. Viele Autofahrer versuchten, über kleinere Straßen voranzukommen, verloren aber die Orientierung und saßen dann bei brütender Hitze in Nebenstraßen fest. Als sich der Verkehr am späten Nachmittag wieder normalisierte, ging der Feierabendverkehr los, und es kam erneut zu Stillstand. Die Auswirkungen der Sperrung auf der Stadtautobahn verstärkten sich, weil die Straße des 17. Juni am Brandenburger Tor wegen der Fanmeile und die Straßen rund um den Blücherplatz in Kreuzberg wegen des Karnevals der Kulturen gesperrt sind.

Wer auf die S-Bahn ausgewichen war, kam dagegen am Nachmittag nicht voran. Wie lange der defekte Zug zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Alexanderplatz gestanden hatte, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht klären. Nach Angaben eines Sprechers sollen es nur fünf bis zehn Minuten gewesen sein.

Vielen der rund 400 Fahrgäste erschien die Zeit in dem nicht klimatisierten Zug aber zu lang zu sein. Sie öffneten die Türen, obwohl dies bei einem Stillstand außerhalb von Bahnhöfen verboten ist, und stiegen auf die Gleise, um zu den nächsten Bahnhöfen zu laufen. Um die Menschen auf den Gleisen nicht zu gefährden, wurde der Strom in den seitlichen Stromschienen abgeschaltet. Durch den unterbrochenen Abschnitt geriet fast der gesamte Verkehr auf der Stadtbahn durcheinander.

Die Bundespolizei suchte mit einem Hubschrauber nach den Menschen auf den Gleisen; auch ein Notarzt war vorsorglich alarmiert worden. Erst nach Stunden normalisierte sich der Verkehr.

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