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Berlin: Laufen und fließen

Uferpromenade vollendet: Heute wird der „Spreeplatz“ zwischen den Bundestagsbauten eröffnet

Das Wetter meinte es gestern nicht gut. Das italienische Flair des „Spreeplatzes“ kam bei Regen nicht zur Entfaltung. Das Grau des tief hängenden Himmels und das Betongrau der Bundestagsbauten flossen beinahe ineinander.

Doch der „Spreeplatz“, wie ihn sein Architekt Stephan Braunfels nennt, ist weltweit einzigartig: Ein Platz, der von einem Fluss durchströmt wird und doch einen Stadtraum bildet. Dafür sorgen die beiden rahmenden Gebäude, das Paul-Löbe- Haus auf dem westlichen und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus auf dem östlichen Spree-Ufer. Beide Gebäude, gleichfalls entworfen vom Münchner Braunfels, gehören zum Komplex der Bundestagsbauten rings um den Reichstag. Im Löbe-Haus sind Abgeordnetenbüros und Sitzungssäle untergebracht, im Lüders- Haus insbesondere die umfangreiche Parlamentsbibliothek.

Gefehlt hat zuletzt nur noch die Gestaltung der Spreeufer beiderseits der Bundestagsbauten. Dafür war nicht das Parlament zuständig, sondern das Land Berlin. Dessen Geldknappheit zog die Arbeiten in die Länge, so dass erst am heutigen Donnerstag die feierliche Eröffnung durch Bundestagspräsident Thierse und Bausenatorin Junge-Reyer stattfindet. Rund zehn Millionen Euro wurden investiert. Zu Buche schlugen vor allem die Fundamentierungsarbeiten an den Ufern. Für die Platzgestaltung vor den Gebäuden spendierte der Bundestag die Mehrkosten für die Gehwegplatten aus grünlich schimmerndem italienischen Serpentin. Und das Land verzichtete an dieser Stelle auf die ansonsten üblichen Geländer, um die optische Einheit des Platzes nicht zu zerreißen.

Gestern erläuterte Architekt Braunfels schon einmal seinen Entwurf – und erinnerte an das zähe Ringen um die Durchsetzung seines Konzepts. Dass der Bundestag den „Spreesprung“ von West nach Ost wagte, der dem städtebaulichen „Band des Bundes“ von Kanzleramts-Baumeister Axel Schultes folgt, ergab sich erst durch das beherzte Zupacken der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Tatsächlich ließ sich das vom Bundestag geforderte Raumprogramm im Löbe-Haus nicht unterbringen, so dass Braunfels die Verlagerung der Bibliothek auf die andere Spreeseite vorschlug. Den Abgeordneten leuchtete diese nicht nur pragmatische, sondern wegen des Ost- West-Bezugs auch symbolische Lösung ein. Nur der „Spreeplatz“ blieb dem Land Berlin überlassen, das den Braunfels-Entwurf im Zuge der Gestaltung der ganzen Uferpromenade einbezog.

Mit der Öffnung des durchgehenden Spree-Wegs werden auch die Mauergedenkstätte und der Kunst-Ausstellungsraum des Bundestages eröffnet, die beide im Untergeschoss des Lüders- Hauses liegen. Sie waren bislang nicht zugänglich. Das Café auf dem oberen Absatz der ausladenden Treppe am Lüders-Haus, für das Braunfels wirbt, wird es vorerst nicht geben. Der Bundestagsverwaltung ist das Vermietungsrisiko zu hoch. Auch ein öffentlicher Zugang zur Bibliothek entfiel wegen Sicherheitsbedenken. Immerhin können Spaziergänger von heute an über einen Stadtplatz flanieren, dessen Mitte ein Fluss bildet.

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