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Berlin: Lautes Schweigen

Wie türkische Blätter über eine Anzeige gegen die Türkische Gemeinde berichten

„Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Tacittin Yatkin: Wir werden nicht schweigen“, schrieb am Mittwoch nicht nur die Tageszeitung Türkiye. Auch sämtliche anderen türkischen Blätter berichteten darüber, dass die wissenschaftliche Dokumentarin am Osteuropa-Institut der Freien Universität, Tessa Savvidis (frühere Hoffmann) eine Strafanzeige gegen Tacittin Yatkin wegen Volksverhetzung gestellt hat. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde zu Berlin trat kürzlich auf einer öffentlichen Veranstaltung auf und sagte, dass es sich bei dem Vorgehen gegen die Armenier vor 90 Jahren nicht um einen Völkermord handelte. Die Türkei bewertet die Ereignisse aus dem Jahr 1915 offiziell nicht so. Tessa Savvidis wirft Tacittin Yaktin vor, auf dieser Veranstaltung am 15. März den Genozid geleugnet und damit den öffentlichen Frieden gestört zu haben.

Den Wortlaut der Anzeige vom 10. Mai hat die Autorin von zahlreichen Büchern zur armenischen Geschichte und Kultur ins Internet gestellt. So erfuhren die türkischen Zeitungen davon. Die türkischen Berichte sind jedoch vor dem Hintergrund der Brisanz der Thematik relativ sachlich geschrieben. Nur die Hürriyet unterstellte, dass die „Strafanzeige von der armenischen Lobby“ kommt. Die Tageszeitung Milliyet meinte, dass Tessa Savvidis Mitglied der PDS sei. Beide Behauptungen bestreitet die wissenschaftliche Mitarbeiterin der FU gegenüber dem Tagesspiegel. „Ich kann mit dieser Art der Publicity leben“, sagt sie auch.

„Die Armenier wollen uns in einer Angelegenheit, bei der wir im Recht sind, zum Schweigen bringen“, zitierte „Zaman“ Yatkin. „Zaman“ führte auch auf, dass die Schweiz gegen einen türkischen Historiker ermittelt und in Bremen und Braunschweig bereits Gedenksteine stehen, die an den Völkermord erinnern. Und die Hürriyet schrieb: „Es wird verlangt, dass Yatkin bestraft wird, weil er gegen alle Armenier Hass schüre. Yatkin, der dagegen hält, dass es unmöglich sei, ihn zum Schweigen zu bringen, sagt: ’Wir werden nicht zulassen, dass durch die Verzerrung von historischen Tatsachen der öffentliche Frieden gestört wird. Wir werden auch weiterhin unsere Rechte und unser Vaterland verteidigen.’“ Gegenüber den türkischen Zeitungen wiederholte er seine Ansicht, dass von einem Völkermord „nicht die Rede sein“ kann.

Suzan Gülfirat

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