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Berlin: Leben nach Billy Wilder: „Be a Mensch“

Eine Berlinale-Kamera für Michael Ballhaus

Als Rainer Werner Fassbinder 1974 bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Martha“ einen besonders intensiven Moment wollte, bot ihm sein Kameramann Michael Ballhaus eine Fahrt im Halbkreis um die Hauptdarsteller an. Fassbinder gefiel die Idee, aber er wollte mehr: „Fahren wir doch gleich ganz drumherum.“ Die berühmten Kamerafahrten waren geboren, die den Ruf des heute 70-Jährigen begründeten.

Doch dafür bekam Michael Ballhaus am Sonntagmittag im Filmpalast am Kurfürstendamm nicht die Berlinale-Kamera aus den Händen des Festival-Direktors Dieter Kosslick. Dieser bekannte frei, er habe kurz darüber nachgedacht, ihm den goldenen Ehrenbären für das Lebenswerk zu überreichen. „Ich bin doch nicht blöd!“, rief Kosslick in den gut besuchten Kinosaal, „wir brauchen ihn ja noch.“

Mit der Berlinale-Kamera ehrt das Festival Persönlichkeiten, denen es sich besonders verbunden fühlt. Kosslick fielen zwei ganz praktische Dinge ein. Erstens: Ballhaus engagiere sich immer beim Talent-Campus, ohne zu fragen, was er dafür erhalte. Und zweitens: Bei der ersten Berlinale-Eröffnung unter seiner Regie hatte der Star, „dessen Namen ich nicht nenne“ (Kosslick), 24 Stunden vorher abgesagt. Michael Ballhaus sprang ein. Nach nur einem Telefonat. „Das hätten 5000 andere nicht gemacht“, sagte Kosslick und schob nach: „Ich habe aber nicht 5000 Leute vorher gefragt. Sie hätten bestimmt gekniffen.“

Ballhaus, der sich artig für die Kamera bedankte und auch dafür, dass Kosslick ihm den goldenen „Ehren-Bärendienst“ erspart habe, versprach auch weiterhin für die Berlinale zur Verfügung zu stehen. Laudator Thomas Spinotti erklärt dieses Engagement mit dem Motto von Billy Wilder, an das sich Ballhaus halte: „Be a Mensch.“

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