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Lebensmittel: Kontrolleure finden Käseimitat auf der Pizza

In Lebensmitteln sind oft undeklarierte Imitate. Der sogenannte Analogkäse hat bereits von sich reden gemacht. Kunden sollten nachfragen, empfiehlt der Senat.

Von Sabine Beikler

Da kann einem das Wasser im Mund zusammenlaufen: Knackige Sommersalate mit Schafskäse, ofenfrische Käsecroissants oder üppig belegte Pizzen mit goldgelbem Käse. Nur hat das, was dem Verbraucher als Käse angeboten wird, mit Käse oft nichts zu tun. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg hat die Zusammensetzung von 60 Lebensmittelproben aus Restaurants und Bäckereien untersucht. 39 Analysen sind inzwischen abgeschlossen, von denen 15 Proben beanstandet wurden. Bei dem „Käse“ handelte es sich um sogenannten Analogkäse. Ein Imitat, das aus Magermilch beziehungsweise Milcheiweiß und Pflanzenfett besteht. In echtem Käse muss aber Milchfett sein – das wurde durch billigeres Pflanzenfett ersetzt. „Das ist Verbrauchertäuschung“, sagt Regina Kneiding, Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung.

Imitate sind zwar nicht gesundheitsgefährdend und rechtlich zugelassen. Beim Verzehr sind kaum noch Unterschiede zwischen Imitat und Original wahrzunehmen. „In zunehmendem Maße“, sagt Kneiding, werden Imitate von Bäckereien oder Gastronomiebetrieben verwendet. Dann müssen sie aber auch als „Käseimitate“ auf den Speisekarten oder an der Ladentheke gekennzeichnet werden. Also: Statt des Käsecroissants müsste es „Käseimitat-Croissant“ heißen, statt der Pizza mit Tomaten, Sardellen, Käse eben Pizza mit Tomaten, Sardellen und Käseimitat, und der griechische Salat mit Schafskäse müsste als griechischer Salat mit Schafskäseimitat angeboten werden.

„Analogkäse muss eindeutig deklariert sein“, sagt Eberhard Groebel, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des deutschen Bäckerhandwerks. „Eine Irreführung des Kunden darf nicht stattfinden.“ Von 185 Backbetrieben in Berlin sind 110 Mitglieder im Verband, der eine bundesweite Aktion gestartet hat: Aufkleber mit zwei Kühen und einem Bäcker mit Tablett sollen Bäckereikunden darauf aufmerksam machen, dass hier nur echter Käse verwendet wird.

„So wie Plockwurst als Pseudo-Salami auf der Speisekarte deklariert werden muss, muss das auch beim Käseimitat sein“, sagt Klaus-Dieter Richter, Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin. Küchenchef Richter, Inhaber des Spandauer Restaurants „Kolk“, verwendet selbst keine Imitate. Er rät Kunden, in gastronomischen Einrichtungen direkt nachzufragen, ob die Küche Imitate verwendet. „Die Hygiene ist wichtig, aber genauso auch die ehrliche Verarbeitung von Lebensmitteln.“ Und Qualität habe eben seinen Preis. Das sollte der Verbraucher auch berücksichtigen. Kleinere Betriebe würden vor allem im Einkauf sparen und preiswertere Imitate verwenden.

Und es geht nicht nur um Käse. Statt Schinken wird immer häufiger Schinkenimitat verwendet: schnittfertiges Stärkegel mit Einlagen aus kleinen Muskelstücken, angereichert mit Sojaprotein und Molkeneiweiß. Sprecherin Kneiding rät Kunden, nachzufragen und „auf eine ehrliche Antwort“ zu hoffen. „Das ist Vertrauenssache.“ Bei strittigen Fällen können sich die Verbraucher an die bezirklichen Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämter wenden. 

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