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Weiße Weste. Ulrich Kerz kocht für die Kanzlerin, seine Kollegin Cristeta Comerford für Obama. Foto: dapd/Adam Berry

© dapd

Berlin: Leerer Bauch regiert nicht gern

Die Köche von 17 Staatschefs sind zum Erfahrungsaustausch in Berlin Die Lieblingsspeisen ihrer prominenten Gäste sind fast ein Staatsgeheimnis.

Normalerweise wirbeln sie im Hintergrund, während ihre prominenten Gäste im Mittelpunkt stehen - am Donnerstag nun saßen die Chefköche von 17 Regierungschefs selbst mit ihren weißen Kochmützen im Rampenlicht.

Ulrich Kerz, der die Bundeskanzlerin bekocht, hat den „Club der Chefs der Chefs“ nach Berlin eingeladen. Einzige Aufnahmevoraussetzung für den Kochclub: regelmäßig Gerichte für ein Staats- oder Regierungsoberhaupt zubereiten.

Die Fragen drehen sich im Hotel Adlon schnell um die Vorlieben der Regierungschefs. Die Kanzlerin mag Eintöpfe, Salate, regionales Gemüse und zum Abschluss gern Käse mit Weintrauben verrät Kerz. Merkels Lieblingsgericht will der 51-Jährige jedoch nicht verraten. Nachdem der ehemalige französische Präsident Jacques Chirac seine Vorliebe für Kalbskopf erwähnt hatte, bekam er das Gericht allzu oft serviert. Dies wollen Kerz und die anderen Köche vermeiden und schweigen zu den Leibspeisen ihrer Gäste.

Seit 2001 kocht Kerz im Bundeskanzleramt. Für ihn ist es ein Traumberuf. Zuvor war er ein Jahr Koch auf einem Kreuzschiff. Fast täglich bereitet er nun für die Kanzlerin Frühstück, Mittagessen und das Abendessen zu. In ihrer Privatwohnung ist Angela Merkel jedoch selber Herrin der Töpfe.

Der Besuch in Berlin ist die erste Etappe eines kulinarischen Kochgipfels, der mit einer Reise nach Paris nächste Woche abschließt. „Ganz im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft“, erklärt Gilles Bragard, Gründer des Clubs. An diesem Freitag empfängt Kanzlerin Merkel die Köche, nächsten Dienstag sind sie bei Präsident Hollande.

Einmal im Jahr treffen sich die 25 Mitglieder zum Erfahrungsaustausch. Als letzter hatte der erst 25-jährige Koch des Kremls eingeladen. Er ist der einzige im Club, dessen Zutaten vor dem Kochen von Medizinern geprüft werden.

Bei seinem deutschen Kollegen, der seine Produkte auf den Märkten in und um Berlin kauft, gab es bis jetzt keine besonderen Kontrollen. „Frau Merkel vertraut mir“, ist sich Kerz sicher, der seine Küchenkräuter am Kanzleramt züchtet.

Andere Regierungschefs bauen ihr Gemüse im eigenen Garten an. Der Fürst von Monaco hat ein Faible für die mediterrane Küche, sein Koch verwendet Bio-Gemüse aus dem Garten des Fürsten. Auch Michele Obama hat einen Garten am weißen Haus. „Sie achtet sehr auf gesundes Essen, auch für ihre Kinder“, verrät die Köchin des Weißen Hauses. Der Hund der Obamas werde ebenfalls nur mit gesunden Gerichten bekocht, sagt sie schmunzelnd.

Jeder Chefkoch bereitet hauptsächlich Gerichte seines Landes zu. Ulrich Kerz variiert seine Speisen rund um regionale Zutaten. „Im Frühling gibt es zum Beispiel oft Spargel-Variationen“, sagt er. Hat Kanzlerin Merkel Staatsgäste, ruft Kerz auch mal den zuständigen ausländischen Küchenchef an, um sich nach Vorlieben und Allergien zu erkundigen. Kerz, der seit seinem siebten Lebensjahr Koch werden wollte, kann sich nicht mehr vorstellen, woanders als im Kanzleramt zu arbeiten. Hanna Gieffers

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